Der BDEx (Bundesverband des Deutschen Exporthandels e.V.) fungiert als führender Verband für deutsche Unternehmen im Außenhandel. Seine vorrangige Aufgabe besteht darin, die gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder im Exporthandel zu schützen und zu fördern, indem er sich gezielt für deren Belange im internationalen Handel einsetzt.
Beraten.
Länder- und Marktinformationen 1/2024
Afrika
AFRIKA / NAHRUNGSMITTEL: FÖRDERUNG FÜR VERARBEITUNG
Rund um die Liwatoni Fish Processing Plant in Kenias zweitgrößter Stadt Mombasa gibt es einen 30 Mio US-Dollar teuren Ausbauplan. Die Kenya Fishing Industries Corporation will Liwatoni nach einer Meldung vom Oktober 2023 mit Hilfe des privaten Sektors zu einer Sonderwirtschaftszone ausbauen. Die Staatsfirma hofft dabei auf privates Kapital im Rahmen von BOT-Modellen (Build, Operate, Transfer).
Entstehen soll unter anderem eine Fabrik für Fischmehl und Fischöl sowie eine Eisproduktionsanlage mit einer Kapazität von 200 t.
Bereits Ende 2023 wurde bei Liwatoni der Bau eines HACCP-konformen Thunfischzentrums fertiggestellt (Hazard Analysis Critical Control Point). Dieses Vorhaben kostete weitere 10 Mio Dollar. Es umfasst die Verarbeitung von frischem und gefrorenem Fisch, eine Konservenfabrik und umfangreiche Kühllagereinrichtungen. Um das 2018 initiierte Projekt gab es etliche Skandale, die zwischenzeitlich die Aussetzung durch die Ethik- und Antikorruptionskommission zur Folge hatten.
Milchsammelstellen erhalten Kühleinrichtungen
Kenias Präsident William Ruto hat Anfang August 2023 die Verfügbarmachung von 650 Milchkühlgeräten bis zum Dezember 2023 angekündigt. Ruto sagte laut Presse, dafür und für die Einrichtung von Milchsammelstellen habe die Regierung 55 Mio Dollar bereitgestellt. Ende September 2023 äußerte der zuständige Kabinettssekretär Linturi, dass in Kürze alle Bezirke mit hoher Milchproduktion mit Kühlanlagen ausgestattet werden sollen. Nach Angaben der Kenya Crops and Dairy Market Systems deckt das Land rund zwei Drittel seines Milchverbrauchs selbst.
Die staatliche Kenya Cooperative Creameries (KCC) will nach Angaben des Kabinettssekretärs eine 5 Mio Dollar teure Milchverarbeitung aufbauen. Laut der Ankündigung vom August 2023 soll die Anlage im Bezirk Narok westlich von Nairobi entstehen und 200 Arbeitsplätze schaffen. Ausgaben von 4,7 Mio Dollar sind für eine KCC-Anlage in Mombasa (Miritini) vorgesehen. Ziel ist, die Technik von der Milchpulver- auf die Flüssigmilchproduktion für den Export umzustellen. Nach KCC-Angaben hat die Regierung in letzter Zeit bereits 14 Mio Dollar in die Staatsfirma investiert, namentlich in hochmoderne Ausrüstungen.
Modernisierung der Kaffeeindustrie
Im Bezirk Kirinyaga planen mehrere Genossenschaften, ihre Anlagen zur Kaffeeverarbeitung zu modernisieren. Sie erhalten unter anderem Öko-Zellstoffanlagen und Solartrockner. Die Maßnahmen sind Teil des laufenden, nationalen Coffee Revitalization Program. Durch dieses Programm sollen landesweit 72 Kaffeefabriken modernisiert werden.
Die Ikumbi Tea Factory plant den Bau eines Werks zur Verarbeitung von Tee für 400.000 Dollar. Dafür unterzeichnete die nordöstlich von Nairobi ansässige Firma Ende August 2023 einen Vertrag mit Poly Intercontinental Trading aus China.
Nach einer Meldung vom September 2023 beziehen künftig vier kenianische Teeverarbeiter Strom aus einem kleinen Flusswasserkraftwerk. Die Firmen Chebut, Kaptumo, Kapsara und Mudete schlossen hierfür einen Vertrag (PPA) über 2,8 MW mit KTDA Power, einer Tochter der Kenya Tea Development Agency.
Der israelische Avocadoproduzent Granot startete in Kenia den Betrieb einer Farm mit 400 ha Fläche. Nach einem Pressebericht vom August 2023 könnte das Unternehmen mit seinem Milliardenumsatz auch in Kenia eine Wertschöpfungskette aufbauen.
Der Kokosnussverarbeiter Kentaste erhält von der US-Entwicklungsorganisation USAID rund 1,6 Mio Dollar für den Ausbau seiner Kapazität. Zumindest ein Teil der Mittel ist für den Anbau der Nüsse vorgesehen. Aus den Meldungen vom August 2023 geht nicht hervor, wie viel in die Verarbeitung fließt.
Brauerei in Äthiopien plant Kapazitätsausbau
BGI Ethiopia will die Kapazitäten seiner Brauerei Meta Abo erweitern und sich zudem ein Grundstück für eine weitere Expansion sichern. Geld dafür soll aus dem Verkauf der Firmenzentrale kommen, den die Tochter der französischen Castel-Gruppe im Juli 2023 vermeldete. BGI hofft demnach, sein Geschäft bis 2027 zu verdoppeln. BGI hatte die in Sebeta bei Addis Abeba angesiedelte Brauerei 2022 vom britischen Konzern Diageo erworben.
Anlässlich der Grundsteinlegung für den Bau des gut 100 Mio Dollar teuren Kilwa (Masoko) Fishing Port im September 2023 nannte die Presse auch Pläne für ein Areal mit Fischverarbeitung. Der Branchenminister sprach demnach von zwei Kühllagern mit insgesamt 1.400 t Kapazität. Ein anderer Bericht nannte ein Lager für 90 t gefrorenen und 1.000 t eisgekühlten Fisch. Kilwa Masoko wird laut „Xinhua“ von China Harbour gebaut. Es handle sich um den ersten Fischereihafen Tansanias.
Regierungsvertreter sprachen rund um den offiziellen Baubeginn des Hafens von ehrgeizigen Plänen für Tansanias Fischereisektor. Dessen Beitrag zur Wirtschaftsleistung solle bis 2036 von derzeit 1,8 auf 10% steigen. Das Branchenministerium habe für das nächste Fiskaljahr mit 117 Mio Dollar zwei Drittel mehr Geld als im Vorjahr erhalten. Nach dem aktuellen Fisheries Sector Master Plan soll es zudem deutlich mehr Aquakultur geben.
Die Niederlande werden Tansania dabei unterstützen, sanitäre und phytosanitäre Zertifizierungsverfahren im Gartenbau zu digitalisieren. Vertreter der Länder unterzeichneten im Juli 2023 eine Absichtserklärung.
KENIA / WIRTSCHAFT & POLITIK: BAERBOCK STELLT ABKOMMEN IN AUSSICHT
Bei ihrem Besuch in Kenia hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock den baldigen Abschluss eines Migrationsabkommens mit dem ostafrikanischen Land in Aussicht gestellt. Bis zum Sommer solle das Abkommen finalisiert werden, um kenianischen Fachkräften eine Arbeitsaufnahme in Deutschland leichter zu ermöglichen, sagte Baerbock nach einem Treffen mit Kenias Präsident William Ruto an dessen Landsitz Sagana Lodge am Mount Kenya.
Dies sei für beide Länder „eine Win-Win-Situation, denn in Kenia gibt es eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, und für uns stärken wir so die legale Migration nach Europa“, sagte die Ministerin. „Klar ist: Wir brauchen mehr Fachkräfte in unserem Land in so gut wie allen Bereichen.“
Deutschland bemüht sich derzeit, mit mehreren Ländern Migrationsabkommen abzuschließen. Ziel ist es, gezielt Fachkräfte aus diesen Ländern anzuwerben – zugleich aber auch abgelehnte Asylbewerber leichter dorthin zurückführen zu können. Mit Georgien und Marokko sind derartige Abkommen bereits besiegelt.
Es gebe „kaum ein anderes Land in Afrika, mit dem wir so eng und so gut zusammenarbeiten“ wie mit Kenia, sagte Baerbock. Ein weiteres Kernthema von Baerbocks Gesprächen war der Bürgerkrieg im Sudan, wo zwei verfeindete Militärs seit April mit militärischer Gewalt um die Macht kämpfen. Kenia nimmt hier nach Einschätzung Deutschlands eine wichtige Vermittlerrolle ein.
Koordinierte Vermittlung im Sudan-Konflikt
Sie habe sich mit Präsident Ruto darüber ausgetauscht, „wie wir den Druck auf die beiden Konfliktparteien weiter erhöhen können, um diesen furchtbaren Krieg zu beenden“, sagte Baerbock. Ihr gehe es um eine besser koordinierte internationale Vermittlung, um Sanktionen, um ein Unterbinden von Waffenlieferungen und um eine bessere Unterstützung sudanesischer politischer Kräfte im Exil.
Zudem müsse die Weltgemeinschaft „ein grelles Licht auf die schrecklichen Verbrechen werfen, die beide Kriegsparteien jeden Tag im Sudan begehen“, sagte Baerbock. „Denn das Gefühl, dass sowieso niemand hinschaut, schafft ein Klima der Straflosigkeit und verstärkt damit weiter die Gräueltaten.“
Sie reist zudem für einen Kurzbesuch in das Krisenland Südsudan. Dort will sie auch der UN-Blauhelmmission UNMISS einen Besuch abstatten, an der auch eine kleine Zahl von Bundeswehr-Soldaten beteiligt ist. Danach kehrt Baerbock zurück nach Berlin.
Die erste geplante Station ihrer Ostafrika-Reise, die Republik Dschibuti am Roten Meer, hatte sie nicht besuchen können. Grund war, dass der Nachbarstaat Eritrea nicht die Erlaubnis zum Überflug für Baerbocks Regierungsflugzeug erteilte. Die Ministerin und ihre Delegation mussten deshalb einen unplanmäßigen Zwischenstopp in Saudi-Arabien einlegen, um dort zu übernachten und das Flugzeug aufzutanken.
Amerika
KOLUMBIEN / ERNEUERBARE ENERGIEN: MADE IN GERMANY FINANZIERT DIE WENDE
Kolumbien ist ein attraktiver Standort für Unternehmen in Lateinamerika aufgrund seiner Marktgröße, der günstigen geografischen Lage und zahlreicher internationaler Handelsabkommen. Zu den Nachteilen gehört eine ineffiziente Infrastruktur, die den Transport im Land langwierig und teuer macht. Risiken für Investoren sind ferner interventionistische Vorhaben der Regierung in einigen Sektoren und eine volatile Währung.
Nach Angaben der kolumbianischen Zentralbank flossen die meisten ausländischen Direktinvestitionen im Jahr 2022 in Finanz- und Unternehmensdienstleistungen (32,4%), gefolgt vom Erdölsektor (16,3%), Transport und Kommunikation (10,6%) und Bergbau (9,3%). Gemessen an den Bruttozuflüssen investierten die USA mit 29,2% am meisten in Kolumbien. Dahinter lag Spanien mit einem Anteil von 16,1%, gefolgt von Steueroasen wie Panama sowie Standorten von Großkonzernen wie der Schweiz.
Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Investitionen aus Deutschland eher gering. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Nettozuflüsse aus Deutschland unregelmäßig entwickelt. Schwerpunktbranchen sind unter anderem Logistik (zum Beispiel Kühne+Nagel, Deutsche Post) und Industrie (zum Beispiel Henkel, Siemens, Bayer).
Deutsche Firmen investieren vermehrt in grüne Alternativen
Erneuerbare Energien gewinnen auch bei den deutschen Investitionen an Bedeutung. ABO Wind unterzeichnete 2021 einen Stromliefervertrag für ein Solarprojekt. BayWa r.e. aus München eröffnete Anfang Oktober 2023 in Medellín ein neues Vertriebszentrum für Solarmodule, Wechselrichter und andere Komponenten. Das baden-württembergische Unternehmen Viridi kündigte Anfang 2023 an, 220 Mio US-Dollar in acht Projekte für erneuerbare Energien zu investieren.
Mitte 2023 kündigte das deutsche Medizintechnikunternehmen Fresenius an, seine Kliniken und Geschäftszweige in Kolumbien im Rahmen einer globalen Unternehmensumstrukturierung zu verkaufen. Bislang war Fresenius einer der wichtigsten deutschen Investoren im kolumbianischen Gesundheitssektor.
Deutsche Firmen konkurrieren zunehmend mit chinesischen Investoren. Die Ausschreibungskriterien kämen chinesischen Firmen entgegen, beklagen einige. Kapitalstarke Unternehmen aus der Volksrepublik können Großprojekte finanzieren und größere Risiken eingehen.
Freihandelszonen bieten guten Einstieg
Ausländische Unternehmen genießen keine besonderen Vergünstigungen. Sie können jedoch in allen Sektoren investieren, mit Ausnahme von Bereichen, die die nationale Sicherheit oder Verteidigung betreffen, sowie die Behandlung giftiger und radioaktiver Abfälle.
Um ausländische Investitionen anzuziehen, spielen Freihandelszonen eine wichtige Rolle. Diese stehen auch Niederlassungen ausländischer Unternehmen offen. Innerhalb dieser Zonen beträgt die Einkommensteuer für berechtigte Unternehmen 20% (außerhalb: 35%), bestimmte Güter sind von der Mehrwertsteuer befreit, Zollverpflichtungen werden ausgesetzt und Vorteile aus Freihandelsabkommen gelten. Freizonen können aus mehreren Unternehmen (ZFP) oder aus nur einem Unternehmen (ZFPE) bestehen.
Für bestimmte Sektoren gelten Vergünstigungen. Dazu zählen die Schifffahrt, Start-ups im Kreativbereich („orange economy“), Landwirtschaft und erneuerbare Energien. Unternehmen in Sonderwirtschaftszonen (ZESE) zahlen auf ihre Gewinne geringere Steuern.
USA / WIRTSCHAFT & POLITIK: KONGRESS SEGNET ÜBERBRÜCKUNG BIS 1. MÄRZ AB
Im Haushaltsstreit haben beide Kongresskammern für eine Überbrückungsmaßnahme gestimmt, mit der eine Haushaltssperre vermieden wird. Nach der Zustimmung der Senatoren gab auch das Repräsentantenhaus grünes Licht für eine Übergangsfinanzierung bis zum 1. März, die Präsident Joe Biden nun mit seiner Unterschrift in Kraft setzen kann. Damit wurde gut einen Tag vor Fristende ein sogenannter Shutdown abgewendet.
Senat und Repräsentantenhaus fällten einen „Fortsetzungsbeschluss“, der eine Finanzierung bis mindestens 1. März gewährleistet. Die beiden Kongresskammern hatten bis Mitternacht zu Samstag Zeit, um die Übergangslösung abzusegnen. Sonst wäre die Finanzierung eines Teils der Regierungsgeschäfte ausgelaufen. Die Frist wurde zusätzlich dadurch verkürzt, dass das Repräsentantenhaus wegen eines erwarteten Wintersturms Abstimmungen für Freitag abgesagt hatte. „Weil beide Seiten zusammengearbeitet haben, wird die Regierung geöffnet bleiben. Dienstleistungen werden nicht unterbrochen. Wir werden eine unnötige Katastrophe vermeiden“, verkündete Chuck Schumer, der Mehrheitsführer der Demokraten im Senat.
Seit vier Monaten bereits sieht sich der Kongress nicht in der Lage, einen vollständigen Haushalt für ein Haushaltsjahr zu verabschieden. Die Republikaner machen eine verschärfte Grenzsicherung und strengere Einwanderungsregeln zur Vorbedingung, um sich mit Bidens Antrag zu befassen. Der Präsident fordert vom Kongress die Zustimmung zu einem Gesamtpaket im Umfang von 106 Mrd Dollar, das vor allem der Ukraine und Israel zugutekommen soll.
USA / ZOLL: GLOBALE KONTINGENTE FÜR STAHL UND ALUMINIUM VERLÄNGERT
Am 28. Dezember 2023 hat US-Präsident Biden die Zollkontingente auf Stahl und Aluminium um weitere zwei Jahre verlängert. Derweil werden die Verhandlungen zwischen den USA und der Europäischen Union über eine globale Vereinbarung für nachhaltigen Stahl und Aluminium fortgesetzt, wie Representative of German Industry & Trade (RGIT) in seinem Januar-Newsletter berichtet.
Vor zwei Jahren hatte die Biden-Adminis-tration die von Präsident Trump eingeführten Zölle von 25% auf Stahl und 10% auf Aluminium für europäische Einfuhren durch ein Zollkontingentsystem (TRQ) ersetzt. Während der zweijährigen Pause hatten dem RGIT zufolge beide Seiten gehofft, eine endgültige Lösung für den Abbau der weltweiten Überkapazitäten und die Verringerung der Produktion mit hohem Kohlendioxidausstoß auszuhandeln. Die EU und die USA konnten bis zum Ende der Frist am 31. Oktober keine Einigung erzielen. Brüssel sorgte sich um die WTO-Kompatibilität des US-Vorschlags, und die Vereinigten Staaten waren nicht bereit, das TRQ aufzuheben oder zu ändern.
Präsident Biden gab nun bekannt, dass die Zollkontingente für 2024 und 2025 unverändert bleiben sollen. Außerdem sollen die von den USA zuvor gewährten Zollbefreiungen für Stahlerzeugnisse, die nicht im Inland hergestellt werden, bestehen bleiben. Zwar haben sich beide Seiten darauf geeinigt, die Aussetzung der Zölle fortzusetzen, doch sind die Verlängerungen nun nicht mehr deckungsgleich. Die USA haben die Aussetzung um zwei Jahre ab dem 1. Januar 2024 verlängert. Die Aussetzung der Vergeltungszölle durch die EU – angekündigt am 19. Dezember 2023 – gilt nur bis zum 31. März 2025.
Demgegenüber hat das Büro der US-Handelsbeauftragten (USTR) die Ausnahmeregelungen für Abschnitt-301-Zölle gegen China bis zum 31. Mai dieses Jahres verlängert. Die Regelungen waren zuletzt im Oktober verlängert worden und sollten am 31. Dezember 2023 auslaufen. Die zusätzliche Zeit soll das „geordnete Auslaufen der Ausnahmeregelungen“ und die Verlagerung von Beschaffungen in Drittländer ermöglichen, so USTR. Öffentliche Stellungnahmen zu den verlängerten Ausnahmen werden vom 22. Januar bis zum 21. Februar 2024 über das Online-Portal http://comments.USTR.gov entgegengenommen.
Zudem kündigte das Wirtschaftsministerium Anfang des Jahres die endgültigen Zölle auf Zinnwalzprodukte für China, Deutschland, Kanada und Südkorea an. Die Behörde setzte einen endgültigen Antidumpingzoll von 122,52% auf Einfuhren von verzinnten Stahlimporten aus China und einen zusätzlichen Ausgleichszoll von 331,88% auf die meisten chinesischen Hersteller dieser Güter fest. Der endgültige Antidumpingzollsatz für Deutschland beträgt 6,88% und liegt damit etwas niedriger als der im August angekündigte Satz von (7,02%). Der endgültige Zollsatz für Kanada ist ebenfalls etwas niedriger als die ursprüngliche Festlegung (5,27 statt 5,29%).
Das US-Wirtschaftsministerium stellte fest, dass die Einfuhren von Zinnwalzprodukten aus den Niederlanden, Taiwan, der Türkei und dem Vereinigten Königreich nicht auf Dumping-Niveau liegen. Die US-International Trade Commission wird letztendlich entscheiden, ob in diesem Fall Zölle eingeführt werden.
Asien und Ozeanien
CHINA / KONJUNKTUR: SCHWÄCHSTES WACHSTUM SEIT 30 JAHREN
Chinas Wirtschaftswachstum ist auch im vierten Quartal von dem Zusammenbruch des Immobiliensektors und dem schwachen Verbrauchervertrauen in der zweitgrößten Volkswirtschaft gebremst worden. Das Bruttoinlandsprodukt stieg sowohl im Zeitraum Oktober bis Dezember als auch im Gesamtjahr 2023 um 5,2 % im Vergleich zum Vorjahr, wie das nationale Statistikamt mitteilte. Das war eine der schwächsten Wachstumsraten seit 30 Jahren.
Das BIP-Wachstum übertraf das offizielle Ziel der Regierung von „rund 5 %“ in einem von Schwankungen und wechselnden Erwartungen geprägten Jahr. Die Prognose für das vierte Quartal lautete indes auf 5,6 % gegenüber dem Vorjahr. Abgesehen von den drei Pandemie-Jahren, in denen China sich von der Außenwelt abgeschottet hatte, war es das schwächste Wirtschaftswachstum seit 1990. Im Jahr 2022 wuchs die chinesische Wirtschaft um 3 %, im ersten Pandemiejahr 2020 waren es nur 2,2 %.
Weitere Verlangsamung in 2024 erwartet
Ein ähnliches Wachstumstempo wie 2023 in diesem Jahr beizubehalten, könnte sich als schwierig erweisen, da die politischen Entscheidungsträger bisher zögern, groß angelegte Konjunkturprogramme aufzulegen. Die Prognosen mehrerer globaler Investmentbanken für Chinas Wachstumsrate im Jahr 2024 liegen zwischen 4 und 4,9 %. Es wird erwartet, dass die Volksrepublik auf der jährlichen Legislativsitzung im März ein offizielles Wachstumsziel bekannt geben wird.
Kurzfristig gibt es nur wenige eindeutige Wachstumsfaktoren. Die Exportnachfrage schwächt sich ab, da für dieses Jahr eine Verlangsamung der Weltwirtschaft erwartet wird. Chinesische Familien, die jahrelang unter den Einschränkungen der Pandemie gelitten und keine direkte finanzielle Unterstützung von der Regierung erhalten haben, halten sich angesichts des schwachen Arbeitsmarktes mit Ausgaben zurück. Der Privatsektor hält Abstand von neuen Investitionen und ausländische Investoren ziehen ihr Geld aus dem Land ab.
Längerfristig sieht sich China mit einer Reihe von Schwierigkeiten konfrontiert, darunter eine alternde Bevölkerung, hohe Verschuldung und ein sich verschlechterndes außenpolitisches Umfeld, das zu einer Verschlechterung der Beziehungen zum Westen unter Führung der USA geführt hat.
INDIEN / KONJUNKTUR: WANDEL DER WIRTSCHAFTSSTRUKTUR
Die indische Regierung hofft, dass das Land als großer Sieger aus dem Wettstreit um Investitionen im Zuge der Verlagerung von Lieferketten hervorgeht. Derzeit beschäftigt die Landwirtschaft noch die Mehrheit der Arbeitskräfte. Es werden Millionen Arbeitsplätze abseits der Subsistenzlandwirtschaft benötigt, um die junge und wachsende Bevölkerung in Lohn und Brot zu bringen.
Die geplante Industrialisierung ist nur eine der großen Herausforderungen. Eine weitere Mammutaufgabe ist der Wandel des Landes zu Klimaneutralität. Dieses Ziel möchte Indien bis 2070 erreichen. Die mit dem Bevölkerungswachstum einhergehende Welle der Urbanisierung wird das Land ebenfalls prägen. Momentan leben rund ein Drittel der Menschen dort in Städten. Laut den Vereinten Nationen sollen es bis 2030 rund 40% sein. Dafür sind große städtebauliche Maßnahmen nötig, die Themen wie Transport und Nahverkehr, aber auch Bauwirtschaft und Wasserversorgung betreffen.
Marktgröße hat deutschen Unternehmen viel zu bieten
Regelmäßig befragen die Deutsche Industrie- und Handelskammer und die Auslandshandelskammern deutsche Unternehmen zur Einschätzung der Lage in Auslandsmärkten. Zuletzt wurden die Ergebnisse der Umfrage im World Business Outlook für Herbst 2023 veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass deutsche Unternehmen die Marktgröße als dominanten Standortfaktor sehen.
Die Nähe zum Kunden, verbunden mit Lokalisierungsanforderungen, sowie Kostenvorteile gehören ebenfalls zu den Punkten, die deutsche Unternehmen an Indien schätzen. Vor allem die regional vergleichsweise geringen Lohnkosten fallen ins Gewicht. Zahlreiche Unternehmen hegen große Hoffnungen. Anlässlich eines Besuches im Oktober 2023 äußerte sich der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, Karl Haeusgen, zum Standort: „Indien profitiert derzeit auch von den zunehmenden Sorgenfalten mit Blick auf die zukünftige Entwicklung in China. Die Themen Resilienz, Risikominderung und Diversifizierung lassen den Subkontinent immer attraktiver werden.“
Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Die lähmende Bürokratie ist einer der am häufigsten genannten Kritikpunkte beim Gespräch mit Unternehmensvertretern. Hinzu kommt eine mangelnde Berechenbarkeit der Verwaltung – oft werden Vorschriften oder Subventionsverfahren direkt nach Inkrafttreten wieder geändert. Außerdem existieren Verfahrensprobleme.
So kann nicht immer damit gerechnet werden, dass den zuständigen Ansprechpartnern außerhalb von Metropolen die aktuellsten Verwaltungsverfahren bekannt sind. Die Lücke zwischen geltenden Regelungen und der konkreten Umsetzung kann in Indien groß sein. Daher ist es wichtig, sich vorab genau zu informieren und mit vertrauenswürdigen lokalen Partnern zusammenzuarbeiten.
Die regelmäßig von deutschen Unternehmen als mangelhaft kritisierte Infrastruktur wird derzeit ausgebaut. Stefan Halusa, Hauptgeschäftsführer der Auslandshandelskammer Indien, sagt dazu: „Indien ist sehr an Investitionen aus Deutschland interessiert. Wir sehen Fortschritte bei den Investitionsbedingungen, etwa durch den Infrastrukturausbau und die Digitalisierung von Genehmigungsprozessen. Aus Sicht der Industrie wünschenswert bleibt der zügige Abschluss eines Investitionsschutz- und Freihandelsabkommen mit der EU.“
Industrialisierung wird stärker vorangetrieben
Der Agrarsektor beschäftigt zwar das Gros der Arbeitskräfte, aber trägt – je nach Quelle – nur zwischen 16 und 19% zum Bruttoinlandsprodukt bei. Der Dienstleistungssektor dominiert die Wirtschaft mit einem BIP-Anteil zwischen 49 und 54%. Ziel der Regierung ist die Stärkung des verarbeitenden Gewerbes. Bisher steuert dieses lediglich etwa 13% zum BIP bei. Das Regierungsziel liegt bei 25%.
Unter dem Schlagwort „Atmanir-bhar Bharat“ (frei übersetzt: Wirtschaftlich unabhängiges Indien) will die Regierung die Industrieproduktion im Land stärken und unabhängiger von Importen werden. Mit den lokal hergestellten Gütern soll vornehmlich der Binnenmarkt versorgt werden. Gleichzeitig hofft Indien, auch als Standort für exportorientierte Unternehmen attraktiver zu werden. Um dies zu erreichen, werden Subventionen wie die „Production-Linked Incentives“ bereitgestellt. Zudem werden Importe durch Zölle und nichttarifäre Handelshemmnisse unattraktiver gemacht. Die Automobilbranche gewinnt an Bedeutung und gerade das Zweiradgeschäft entwickelt sich dynamisch.
Hinzu kommt eine leistungsfähige chemische Industrie mit der auf Generika spezialisierten Pharmabranche als Teilbereich. Der Maschinenbau wächst ebenfalls. Hinzu kommt Indiens Stärke als Standort für IT-Dienstleistungen. So setzen Firmen branchenübergreifend immer häufiger auf digitale Forschungs- und Entwicklungszentren im Land.
Regionale Unterschiede sind ausgeprägt
Wirtschaftliche Uneinheitlichkeit kennzeichnet die Landesteile. Der Süden, der Westen und die Hauptstadtregion New Delhi sind tendenziell stärker industrialisiert und wohlhabender als der Rest des Landes. Deutsche Unternehmen siedeln sich vornehmlich in Regionen rund um Mumbai, Pune, Bangalore, Chennai sowie New Delhi an. Insbesondere die Automobilindustrie, aber auch der Maschinenbau haben dort ihre Zentren. Bedeutende Regionen sind zudem traditionelle Wirtschaftszentren wie Kolkata und die immer wichtiger werdenden Bundesstaaten Gujarat und Telangana.
MALAYSIA / KONJUNKTUR: WACHSTUM VERLANGSAMT SICH 2023 DEUTLICH
Das Wirtschaftswachstum Malaysias hat sich im vergangenen Jahr verlangsamt, wie Vorabschätzungen zeigen, da sich die Zunahme im wichtigen Dienstleistungssektor verlangsamte und das verarbeitende Gewerbe nur eine geringe Steigerung erzielte.
Das Bruttoinlandsprodukt des Landes stieg in den letzten drei Monaten des Jahres 2023 um 3,4%, was auf ein Wachstum von 3,8% für das gesamte Jahr hindeutet, teilte das Statistikamt mit.
Das vierteljährliche Ergebnis blieb hinter den Erwartungen der Ökonomen zurück, die in einer Umfrage des „Wall Street Journal“ von einer Zunahme von 4,4% ausgegangen waren, und steht im Vergleich zu den im dritten Quartal verzeichneten plus 3,3%. Muhammad Saifuddin Bin Sapuan, Ökonom bei der malaysischen Investmentbank Kenanga, hatte für das Quartal mit einem Anstieg von 3,7% gerechnet, das von der Inlandsnachfrage bei stabilen Arbeitsmarktbedingungen und stärkeren Touristenankünften während der Festtage zum Jahresende getragen wurde.
Das malaysische Wirtschaftswachstum wurde in erster Linie vom Dienstleistungssektor getragen, der sowohl im Quartal als auch im Gesamtjahr expandierte, allerdings mit geringerem Tempo.
Schwache Auslandsnachfrage
Die Zunahme des Dienstleistungssektors lag im vierten Quartal bei 4,7% und damit etwas niedriger als im dritten Quartal (5%). Für das Gesamtjahr sank das Wachstum auf 5,4%, verglichen mit 10,9% im Jahr 2022, wie aus den Daten hervorgeht.
Der Sektor Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden stieg im letzten Quartal 2023 um 3,7%, nach einem Rückgang von 0,1% im dritten Quartal, während sich das Wachstum im Bausektor abschwächte, so das Ministerium.
Die ungünstige Entwicklung des verarbeitenden Gewerbes, das im Jahresverlauf nur um 0,8% wuchs, führte sie auf die schwächere Auslandsnachfrage in verschiedenen Ländern zurück.
Die Verlangsamung kommt, nachdem die Wirtschaft im Jahr 2022 während des postpandemischen Booms einen rasanten Zuwachs von 8,7% verzeichnete, der durch Konjunktur- und Basiseffekte begünstigt wurde. Im Jahr 2020, im Tiefpunkt der Krise, schrumpfte sie um 5,5%.
Die endgültigen Daten zum BIP für das vierte Quartal werden am 16. Februar erwartet.
TAIWAN / KONJUNKTUR: WIDERSTANDSFÄHIGERE WIRTSCHAFTSSTRUKTUR
In den nächsten Jahren baut Taiwan seine Vorzeigebranche Elektronik weiter aus. Internet of Things und Künstliche Intelligenz sollen den Standort stärken. Gleichzeitig werden innovative Branchen und Technologien wie Biotechnologie, Medizintechnik, smarte Maschinen sowie grüne Energien gefördert.
Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Insel bis 2050 klimaneutral aufzustellen. Klimaschutzmaßnahmen werden daher an Bedeutung gewinnen. Zugleich gilt es, die eigene Wirtschaft resilienter gegen den Druck von China aufzustellen.
Regierung strebt höhere Resilienz an
Die Volksrepublik sieht die Insel als eine abtrünnige Provinz an und setzt auf ökonomische und politische Schwächung von Taiwans Regierung. Diese Entwicklung könnte sich durch die Wahl des China-kritischen William Lai zum Präsidenten noch verschlimmern. Fehlende diplomatische Anerkennung versucht die Insel durch bilaterale und multilaterale Abkommen zu kompensieren.
Die geographische, kulturelle und sprachliche Nähe zum Reich der Mitte hat Entwicklungen der taiwanischen Wirtschaft bislang unterstützt. Viele der dortigen Unternehmen haben im Nachbarland investiert und arbeitsintensive Produktion dorthin verlagert.
China, inklusive der Sonderverwaltungsregion Hongkong, ist für Taiwan größter Handelspartner. Seit vielen Jahren gehen mehr als 40% der Exporte ins große Nachbarland. Mehr als 50% der ausländischen Direktinvestitionen taiwanischer Firmen stecken in der chinesischen Wirtschaft.
Dies erweist sich mittlerweile als die Achillesferse der Insel. Der technologische Wettbewerb, die Corona-Pandemie und geopolitische Spannungen haben die Nachteile einer großen Abhängigkeit aufgezeigt. Aus diesem Grund strebt die Regierung eine Diversifizierung der Ausfuhren und Investitionen an. Neben den angestammten Märkten in den USA, Japan und Europa will sie vor allem Partner in Südostasien und Indien gewinnen. Zudem gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China entspannt.
Insel lebt von florierendem Handel
Wo immer möglich, versucht die Regierung, den taiwanischen Unternehmen die Weltmärkte durch Freihandelsabkommen und bilaterale Verträge zu öffnen. Die Insel ist unter anderem Mitglied in der Welthandelsorganisation und der Asia-Pacific Economic Cooperation. Mit den USA und Großbritannien hat die Regierung Mitte 2023 Handelspartnerschaften abgeschlossen, und steht mit der EU seit 2022 in einem bilateralen Handels- und Investitionsdialog.
Die EU ist der größte Investor in Taiwan. Auch wenn deutsche Firmen vor Ort die Spannungen mit Sorge betrachten, hat dies die Geschäfte bislang nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil: Außenhandel und Investitionen ziehen an. Deutschlands Handel mit Taiwan ist auch während der Pandemie gewachsen. Die Gesamthöhe des bilateralen Außenhandels überstieg 2021 erstmals 20 Mrd US-Dollar. Damit war Deutschland der größte Handelspartner Taipais in Europa. Die Insel importiert seit Jahren mehr Waren aus der Bundesrepublik als sie dorthin ausführt.
Elektronikherstellung als Steckenpferd
Taiwans Wirtschaftsstruktur erstreckt sich zu 30% auf die industrielle Erzeugung und zu 60% auf den Servicesektor. Sie gleicht damit den fortgeschrittenen Industrieländern, wie den USA, Japan und Deutschland. Die verarbeitende Industrie ist in den Bereichen Elektronik und Informationstechnik, Chemie, Maschinenbau, Eisen und Stahl sowie Textilien stark aufgestellt. Dabei erfolgt die Produktion teilweise zu hohen Anteilen außerhalb der Insel.
Viele Firmen arbeiten in Branchen wie der Elektronik, bei Metall- und Kfz-Teilen über Medizintechnik bis hin zu Fahrrädern als Original Equipment Manufacturer (OEM) und Auftragshersteller. Die industrielle Basis punktet mit einem Pool an gut ausgebildeten Arbeitskräften, einem funktionierenden Handelssystem mit etablierten Wertschöpfungsketten und einer hohen Kaufkraft. All das macht Taiwan zu einem attraktiven Beschaffungs- und Absatzmarkt.
Allerdings verfügt die Insel mit seinen rund 23 Mio Einwohnern im Vergleich zu Nachbarländern nur über einen relativ kleinen Binnenmarkt. Daher sind die Unternehmen stark exportorientiert. Die Außenhandelsquote liegt bei über 100% des BIP und fußt auf einer guten Anbindung an die Weltmärkte. Allein die Ausfuhren von Elektronik- und IT-Erzeugnissen machen mehr als 50% der Gesamtexporte aus.
Umgekehrt sind Elektronikprodukte auch der größte Posten bei den Importen. Sie müssen im Verarbeitungsprozess häufig zwischen den verschiedenen Übersee-Standorten transportiert werden. Taiwans Unternehmen können dafür auf ein umfangreiches See- und Lufttransportnetz zurückgreifen.
Industrie-Cluster konzentrieren sich auf Westseite
Da der Osten des Archipels von Hochgebirgen und Steilküsten geprägt ist, haben sich Taiwans Industriebetriebe vor allem im westlichen Teil der Insel angesiedelt. Dabei haben sich Cluster gebildet, die als Forschungs- und Produktionsnetzwerke für diverse Industrien eine Rolle spielen. Taipei ist Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum zugleich. Hier hat sich ein Großteil des Groß- und Einzelhandels und der Finanzindustrie angesiedelt.
In Taoyuan, dem Luftdrehkreuz der Insel, haben sich viele Verarbeitungsbetriebe niedergelassen. Die Elektronik- und Halbleiterbranche ist überall vertreten, besonders aber in Hsinchu. In Taichung haben Maschinenbau und Chemieindustrien ihren Schwerpunkt. Schiffbau und Biomedizin finden sich an den Standorten Kaohsiung und Tainan.
VIETNAM / INDUSTRIE: FERTIGUNG 2024 VOR HERAUSFORDERUNGEN
Internationale Unternehmen mit einer Produktionsstätte in Vietnam müssen sich auf verschärfte Bedingungen einstellen, sagt der Asien-Experte Karlheinz Zuerl, CEO der German Technology & Engineering Corporation (GTEC). Zwar sei Vietnam nach wie vor einer der besten Standorte für die Fertigung in Asien, doch Firmen sollten sich frühzeitig auf neue Anforderungen einstellen.
Einer Untersuchung von GTEC zufolge sind die größten Herausforderungen ein sich zuspitzender Mangel an Fach- und Führungskräften, eine dem Zeitplan hinterherlaufende Entwicklung bei neuen Industrieparks und unzuverlässige Lieferketten. Hinzu kommt eine geringe Kapitalausstattung vieler vietnamesischer Firmen. So könnte es sein, dass Zulieferbetriebe möglicherweise ihre Zusagen nicht erfüllen können oder ganz ausfallen.
Knappheit bei Fach- und Führungskräften
Bei rund 62% der Arbeiterschaft in Vietnam handelt es sich laut GTEC-Studie um un- und angelernte Arbeitskräfte. Der Engpass besteht der Untersuchung zufolge auf den nächsthöheren Ebenen, von Buchhaltern über Techniker bis hin zu Führungskräften. „Es ist derzeit beinahe unmöglich, Direktorenposten in Vietnam mit qualifiziertem Personal zu besetzen“, meint Zuerl. Der Übergang Vietnams zu einem High-tech-Fertigungsstandort sei nicht zu übersehen, werde aber durch fehlendes Fach- und Führungspersonal gebremst.
Während hier 2024 aufgrund der Knappheit mit einem erheblichen Anstieg bei den Gehältern zu rechnen ist, werden die Kosten für Un- und Angelernte niedrig bleiben, heißt es in der GTEC-Untersuchung. 2023 lag der Lohnzuwachs für Arbeitskräfte in den Industriezonen des Landes am unteren Rand des Durchschnitts von 6 bis 7% im letzten Jahrzehnt. Viele vietnamesische Unternehmen planen Entlassungen, um ihr Kostenniveau gegenüber der zunehmenden Anzahl ausländischer Konzerne zu senken. In einigen Branchen wie der Leder- und Schuhbranche, der Textilwirtschaft und der Holzverarbeitung hat der Stellenabbau bereits begonnen – weniger durch eine verschärfte Konkurrenzsituation als vielmehr aufgrund einer sich abschwächenden Weltkonjunktur und Konsumrückgang.
„Internationale Konzerne sollten signifikanten Änderungen auf dem vietnamesischen Arbeitsmarkt zu ihren Gunsten nutzen“, so Zuerl. Er rät dazu, gezielt Ausschau nach Arbeitskräften zu halten, die über Qualifizierungsmaßnahmen auf höhere Aufgaben vorbereitet werden können.
Neben dem Arbeitsmarkt stellt die Infrastruktur in Vietnam internationale Unternehmen vor Herausforderungen, so Zuerl. „Es ist absehbar, dass die Errichtung neuer Industrieparks 2024 und wohl auch 2025 hinter dem Zeitplan hinterherhinken wird. Teilweise hat die mangelhafte Überwachung des Baufortschritts dazu geführt, dass einzelne Funktionsbereiche wie etwa das Abfall- oder Abwassermanagement nicht den staatlichen Anforderungen genügen. Dadurch sind ganze Industriezonen gefährdet.“
Der GTEC-Chef rät daher internationalen Unternehmen dringend zur Prüfung, inwieweit ihre eigenen Planungen dort durch Verzögerungen unterminiert werden. „Schriftliche Zusagen sind in Vietnam wenig wert, auch dann nicht, wenn sie mit Dokumenten belegt sind. Man muss am Ort des Geschehens sein und mit den Menschen vor Ort sprechen, um beurteilen zu können, was nur auf dem Papier geplant ist und was realistischerweise in welchen Zeiträumen tatsächlich fertig wird.“
Ein weiterer Problemkreis ist die Lieferkette. 2023 waren die wichtigsten Importgüter Vietnams Computer, elektronische Produkte, Ersatzteile und Komponenten, Maschinen, Ausrüstung, Werkzeuge und Instrumente, gefolgt von Baumwolle, Textilfasern, Gewebe und Rohstoffen für die Industrie. Ein Großteil davon ist laut GTEC weitgehend von Lieferungen aus China abhängig – und diese Nachschubversorgung bewertet Zuerl als „zumindest wackelig“. „Es hängt von der Branche ab, ob man sich Sorgen um den Nachschub machen muss oder nicht. Auf jeden Fall ist jedes Unternehmen gut beraten, die eigene Lieferkette unter dem Aspekt der Abhängigkeit von China sorgfältig zu prüfen.“ Außerdem seien bei strategisch wichtigen Gütern wie Erdöl, Gas und Lebensmitteln sowie bei vielen Produktionsmaterialien wie Kohle, Holz, Düngemitteln, Titan oder Aluminium Preissteigerungen in Vietnam absehbar, meint der GTEC-Chef.
Europa
DÄNEMARK / LOGISTIK: MAERSK UND HAPAG-LLOYD GEHEN OPERATIVE ALLIANZ EIN
Nach dem Auslaufen der Schifffahrtsallianz 2M von MSC und Maersk zu Anfang des nächsten Jahres geht die dänische Großreederei eine neue Kooperation im Containertransport mit Hapag-Lloyd ein.
Der Hamburger Schifffahrtskonzern und Maersk stellen unter dem Namen Gemini Cooperation einen Flottenpool von rund 290 Schiffen zusammen, der kombiniert Kapazitäten von 3,4 Mio Standardcontainern anbieten kann, wie beide Seiten jetzt mitteilten. Im Februar nächsten Jahres solle die Kooperation beginnen, hieß es. 60% der Kapazitäten stelle Maersk, 40% Hapag-Lloyd. Beide Reedereien wollen ihren Kunden nach der vollständigen Einführung des gemeinsamen Netzes eine Fahrplanzuverlässigkeit von über 90% bieten.
Hapag-Lloyd wird für die Kooperation im Januar 2025 THE Alliance verlassen, eine Kooperation mit den Reedereien HMM, Ocean Network Express und Yang Ming.
DEUTSCHLAND / AUSSENHANDEL: CHINA-RISIKEN SOLLTEN REDUZIERT WERDEN – DE-COUPLING NICHT REALISTISCH
Ein Fortbestand der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China liegt aus Sicht der Deutschen Bundesbank im beiderseitigen Interesse. Gleichwohl rät sie Unternehmen und Politik hierzulande zu weiteren Anstrengungen, um Risiken zu reduzieren und die Widerstandsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft zu stärken. Ein politisch bedingtes abruptes Ende der Handelsbeziehungen würde laut Bundesbank „schwere wirtschaftliche Verwerfungen“ hervorrufen, und selbst ein geordneter Rückzug aus China wäre mit erheblichen Verlusten verbunden. Auch für den Finanzsektor sieht die Bundesbank Risiken.
Ausfuhren nach China (2022: 7% der Gesamtexporte) sind „für einzelne Industriezweige von erheblicher, gesamtwirtschaftlich aber nicht überragender Bedeutung“. Die Volksrepublik belegt demnach lediglich Platz vier der wichtigsten Exportdestinationen. Einschließlich der Dienstleistungen beliefen sich die gesamten China-Exporte laut Bundesbank auf nicht mehr als 3,5% der deutschen Wirtschaftsleistung.
Zugleich ist das Reich der Mitte einfuhrseitig Deutschlands wichtigster ausländischer Partner. 2022 kamen 13% der Importe von hier. Die Produktpalette umfasst neben Endprodukten Smartphones, Computer und Bekleidung auch Vorleistungsgüter und Rohstoffe wie Seltene Erden. Besonders bei Vorleistungsgütern und Antibiotika ist die Abhängigkeit hoch. „Bei einer Reihe von Produkten ist es möglich, auf andere Lieferländer auszuweichen, da China die Produktion dieser Güter weltweit dominiert“, merkt die Bundesbank an. Besonders ausgeprägt sei die Abhängigkeit gegenüber China bei einigen kritischen Rohstoffen. Diese seien nicht zuletzt für die Produktion von Elektromotoren, Windturbinen, Photovoltaikanlagen und anderen Zukunftstechnologien essenziell.
Banken aus Deutschland treten in der Volksrepublik direkt als Kreditgeber auf, sie sind aber vor allem aber Partner deutscher Unternehmen mit starkem China-Engagement. Zudem könnte es Verflechtungen von Versicherern oder Investmentfonds geben. Bedeutend sind nach Aussage der Bundesbank aber nur die indirekten Forderungen des deutschen Bankensystems, etwa über Unternehmen mit hohen Direktinvestitionen in China. Ende 2022 beliefen sich die Forderungen der Banken gegenüber den über Direktinvestitionen, Exporte oder Importabhängigkeiten exponierten Unternehmen auf fast 220 Mrd Euro. Das entsprach 42% des harten Kernkapitals. Besonders systemrelevante Institute seien betroffen.
Gemindert werden die China-Risiken für die deutsche Wirtschaft laut Bundesbank von der Tatsache, dass die Volksrepublik seinerseits handels- und technologieseitig stark von den Industrieländern abhängt. „Daher erscheint eine einseitige Abkehr von China (De-Coupling) insgesamt weder realistisch noch erstrebenswert“, kalkuliert sie.
Gleichwohl rät sie Unternehmen und Politik, die China-Risiken zu reduzieren. „Eine Stärkung der internationalen Handelsordnung sowie regionale Freihandelsabkommen, die es Unternehmen erleichtern, internationale Lieferbeziehungen zu diversifizieren, können einen Beitrag leisten.“
DEUTSCHLAND / AUSSENHANDEL: ZAHLUNG IN LANDESWÄHRUNG RECHNET SICH FÜR IMPORTEURE
International tätige Unternehmen können mittels Zahlungen in Landeswährung der jeweiligen Exportmärkte Potenziale heben. Darauf weist das Fintech Ebury hin. „In vielen Regionen der Welt werden internationale Handelsgeschäfte in US-Dollar abgewickelt“, erklärt Thomas Steiner von Ebury. „Zahlen Importeure aus Deutschland dagegen in der jeweiligen Landeswährung, sind Rabatte möglich.“
Der Experte verweist auf einen Fall, in dem ein Kunde Handelsgeschäfte mit einem Unternehmen aus Kolumbien auf Anraten des Fintechs hin nicht mehr in US-Dollar, sondern in kolumbianischen Peso bezahlt hat. Die Konditionen für den Importeur verbesserten sich daraufhin deutlich. Nach Einschätzung von Steiner kann der Zuschlag für Zahlungen in Auslandswährungen bei bis zu 10% liegen und ist abhängig von der Volatilität der beteiligten Währungen, dem Zahlungsziel und der Häufigkeit der Preisverhandlungen.
DEUTSCHLAND / RECHT: KABINETT ENTLASTET MIT HÖHEREN SCHWELLENWERTEN FÜR UNTERNEHMEN
Die monetären Schwellenwerte zur Bestimmung der Unternehmensgrößenklassen im Handelsbilanzrecht sollen um rund 25% angehoben werden, so ein Gesetzesentwurf, den das Kabinett in Berlin auf Vorschlag von Bundesjustizminister Marco Buschmann auf den Weg gebracht hat. „52.000 Unternehmen in unserem Land profitieren davon. Sie werden um rund 650 Mio Euro Bürokratiekosten pro Jahr entlastet“, so Bundesjustizminister Marco Buschmann.
Das Entlastungspotential entspräche einer jährlichen Reduktion der durch Offenlegungspflichten verursachten Bürokratiekosten um rund 16%. Von der Anhebung der Schwellenwerte würden Kapitalgesellschaften, haftungsbeschränkte Personenhandelsgesellschaften und Genossenschaften profitieren. So würden künftig knapp 11.200 „kleine Unternehmen“ als Kleinstunternehmen klassifiziert. Diese würden damit um über 93 Mio Euro pro Jahr entlastet.
EUROPA / AUSSENHANDEL: CHINA WIRFT EU PROTEKTIONISMUS VOR
Die chinesische Regierung hat der EU wegen einer neuen Initiative der EU-Kommission Protektionismus vorgeworfen. Der Ruf der Europäischen Union als weltoffener Handelspartner „steht auf dem Spiel“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Beijing. Brüssel dürfe nicht auf „Anti-Globalisierungsmaßnahmen“ setzen.
Die für Wettbewerb und Außenhandel zuständigen EU-Kommissare hatten zusätzliche Schritte zum Schutz der europäischen Wirtschaft insbesondere vor einer zu großen Abhängigkeit von China vorgestellt. Europa dürfe nicht zum „Spielplatz“ für ausländische Unternehmen werden, sagte EU-Vizekommissionspräsidentin Margrethe Vestager. Brüssel setzt demnach unter anderem auf eine verschärfte Prüfung ausländischer Investitionen aus dem Ausland.
Brüssel will so verhindern, dass Drittstaaten wie China – das wie üblich in den Unterlagen der Kommission nicht namentlich erwähnt wird – einen zu großen Einfluss auf die sogenannte kritische Infrastruktur und strategisch wichtige Technologien in Europa gewinnen. Investitionen in Bereiche wie die Energie-, Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie werden in Brüssel bereits verstärkt überwacht.
EUROPA / E-MOBILITÄT: KEINE ZUKUNFT FÜR DIESEL-LKW
Nach dem Ende von Verbrennermotoren für Pkw in 2035 sollen fünf Jahre später auch für Lkw Dieselmotoren als Antrieb praktisch verboten werden. Darauf haben sich die Verhandlungsführer des Europäischen Parlamentes und des Ministerrates verständigt.
Demnach müssen die Hersteller den CO₂-Ausstoß neuer Fahrzeuge bis 2030 um 45, bis 2035 um 65 und bis 2040 um 90% reduzieren. Dabei handelt es sich um sogenannte Flottenwerte, das bedeutet: die Emissionen aller Fahrzeuge müssen im Durchschnitt, nicht aber für jeden einzelnen Lkw (über 7,5 t), reduziert werden.
Die Verordnung gilt auch für die Hersteller von Bussen. Jene, die in Städten eingesetzt werden, müssen bereits 2035 völlig emissionsfrei sein. Bis 2030 müssen die Hersteller ihre Emissionen um 90% senken. Fahrzeuge des Militärs, des Zivilschutzes oder der Feuerwehr fallen nicht unter die Verordnung.
Wie bei den Flottenwerten für die Pkw, die 2026 von der Kommission überprüft werden sollen, gibt es auch für die Werte der Lkw eine Überprüfung. Sie soll 2027 vorgenommen werden und umfangreicher ausfallen als die Kommission vorgesehen hatte. Diese soll auch einen Vorschlag machen, wie Lkw mit Dieselmotoren, die mit emissionsfreien Kraftstoffen betrieben werden, weiter zugelassen werden können.
Außerdem soll die Kommission eine Methode entwickeln, wie die Emissionen eines Lkw über seine gesamte Lebensdauer einschließlich der Herstellung ermittelt werden können. Der Kompromiss muss noch vom Europäischen Parlament und dem Ministerrat akzeptiert werden.
„Ein Glücksspiel auf dem Rücken der Industrie“
Der Verhandlungsführer des Parlamentes, Bas Eickhout sagte in Straßburg, emissionsfreie Lkw seien ein wichtiger Beitrag, um die Klimaziele zu erreichen: „Wir geben damit einem wichtigen Industriezweig Klarheit und einen starken Anreiz, in die Elektrifizierung und in Wasserstoffantriebe zu investieren.“
Kritik kam von der Europäischen Volkspartei. Ihr Verhandlungsführer, Jens Gieseke, warf der Bundesregierung vor, sich nicht genug für die deutschen Interessen eingesetzt zu haben. Statt allen Technologien eine Chance zu geben, setze die EU alles auf eine Karte: „Das ist ein Glücksspiel auf dem Rücken unserer Industrie.“ Gieseke kündigte an, die Union werde „die grün-linke Verbotsideologie“ zum Gegenstand des bevorstehenden Europawahlkampfes machen.
Die Umweltorganisation T&E begrüßte die Einigung als klares Signal an die Hersteller, „ab wann alle Fahrzeuge emissionsfrei sein müssen“. T&E geht davon aus, dass 2030 mindestens 30% der schweren Nutzfahrzeuge, die auf den Markt kommen, emissionsfrei sein werden und drei von vier neuen Fahrzeugen ab 2040. Als Ersatz kämen neben elektrischen Antrieben vor allem Brennstoffzellen in Betracht.
Nach Berechnungen des Elektrizitätsversorgers Eon könnten bereits jetzt 4,6 Mio t CO₂ eingespart werden, wenn alle Transporte über kurze Strecken (bis 150 km) von elektrisch betriebenen Fahrzeugen durchgeführt würden. 11,4 Mio t wären es, wenn beim Laden Ökostrom zum Einsatz käme.
Die elektrischen Lkw könnten diese Strecken ohne Zwischenladung bewältigen und über Nacht problemlos an betrieblichen Ladesäulen wieder aufgeladen werden. Für höhere Tagesfahrleistungen seien Schnellladestationen notwendig. Die höheren Anschaffungskosten von Elektro-Brummis werden nach den Berechnungen von E.On durch einen geringeren Aufwand für Betrieb und Wartung sowie eine bis Ende 2025 befristete Befreiung von der Maut „teilweise ausgeglichen“.
EUROPA / FÖRDERUNG: EIN NACHHALTIGES MITTELMEER
Meere bergen ein enormes wirtschaftliches Potenzial. Auch im Kampf gegen den Klimawandel spielen gesunde Ozeane eine wichtige Rolle, da sie große Mengen an CO₂ speichern können. Aus diesen Gründen wurde die Blue Mediterranean Partnership ins Leben gerufen.
Daran beteiligen sich mehrere Geberländer und -institutionen sowie Staaten des südlichen Mittelmeerraums. Das Ziel: eine nachhaltige blaue Wirtschaft im Mittelmeerraum zu fördern. Die Initiative soll Anfang 2024 an den Start gehen.
Auf der Klimakonferenz COP28 im Dezember 2023 in Dubai sagten mehrere europäische Geber der Initiative zum nachhaltigen Bewirtschaften des Meeres Mittel zu. Mit diesem Schritt können die ersten Projekte bald anlaufen, zunächst in drei Ländern: Ägypten, Jordanien und Marokko.
Kern der Blue Mediterranean Partnership ist ein Multi-Geber-Fonds, den die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) verwaltet. Über den Fonds finanzieren die Geber gemeinsam Projekte in den Zielländern der Initiative. Bisher haben die schwedische Entwicklungsagentur Sida (Swedish International Development Cooperation Agency), die französische Entwicklungsbank AFD (Agence Française de Développement) und die EU Gelder zugesagt.
Weitere Geber – darunter Deutschland und Spanien – haben angekündigt, ebenfalls Mittel beizusteuern. Ziel ist es, weitere öffentliche und private Gelder zu mobilisieren.
Erste Projekte starten Anfang 2024
Die Blue Mediterranean Partnership sieht die Finanzierung von Projekten in folgenden Bereichen vor: Verringerung von Plastikmüll, Küstenschutz, nachhaltiger Tourismus, Abwasserreinigung, Kreislaufwirtschaft und marine Artenvielfalt. Auch Vorhaben im Energiesektor – mit zum Beispiel der Nutzung mariner erneuerbarer Energiequellen – und in der nachhaltigen Schifffahrt kommen in Frage. Es werden sowohl Projekte zur technischen Hilfe als auch Infrastrukturprojekte finanziert. Über die Projekte entscheiden federführend die Empfängerländer.
Die ersten Projekte sollen Anfang 2024 bewilligt werden. Projekte zur technischen Unterstützung können dann schnell beginnen. Für Infrastrukturvorhaben wird mit einem Start im Jahr 2025 gerechnet. Bis dahin sollen mithilfe von Consultants erste Vorbereitungen erfolgen und Ausschreibungen veröffentlicht werden. Erste Projekte der EBRD und der Europäischen Investitionsbank (EIB) im Bereich Wasser und Wasseraufbereitung sind in allen drei Ländern schon in Vorbereitung.
Fünf europäische Finanzinstitutionen werden die Mittel abwickeln:
- die Europäische Investitionsbank (EIB)
- die Französische Entwicklungsagentur (AFD)
- die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
- die italienische Entwicklungsbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP)
- die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD)
Das bedeutet, dass diese Institutionen die benötigten Leistungen für die finanzierten Vorhaben ausschreiben werden.
EUROPA / GENTECHNOLOGIE: EINFÜHRUNG VON SORGFALTSPFLICHTEN SINNVOLL
Für alle Produkte, die mit Methoden der neuen Gentechnik wie etwa Genome Editing hergestellt werden, sollten nach Ansicht des Öko-Instituts Sorgfaltspflichten eingeführt werden. Denn in einigen Fällen sei die Rückverfolgbarkeit dieser Waren problematisch, teilte die private Umweltforschungseinrichtung jetzt mit. Mit entsprechend angepassten EU-Regelungen könne dieser Herausforderung aber wirkungsvoll begegnet werden. Welche Ansätze dafür sinnvoll wären und wie sie umgesetzt werden könnten, haben das Öko-Institut und das österreichische Umweltbundesamt nun in einer aktuellen Studie untersucht.
Bei Methoden der neuen Gentechnik (NGT) bestehe die Schwierigkeit darin, dass manche NGT-Produkte als solche nicht durch analytische Verfahren eindeutig zu identifizieren seien, erläutert das Institut. Um mögliche rechtliche Vorgaben in dem Zusammenhang zu überprüfen, betrachteten die Verfasser der Studie vergleichbare Vorgaben für andere Produkte, deren Vermarktung in der EU reguliert ist und deren regulatorisch definierte Eigenschaften ebenfalls nicht analytisch nachweisbar sind, wie etwa sogenannte Konfliktmineralien. Für die EU-Importeure solcher Rohstoffe, wie Zinn, Tantal, Wolfram und weitere traten am 1. Januar 2021 weitgehende Sorgfalts-/Prüfpflichten entlang der Lieferkette in Kraft. Die entsprechende Verordnung soll dazu dienen, die Finanzierung von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen in Konflikt- oder Hochrisikogebieten einzudämmen.
Derartige Vorgaben verlangen Unternehmen eine Sorgfaltspflicht in ihren Lieferketten ab und kehren somit die Beweislast um, wie das Öko-Institut feststellt. Nach Auffassung des Projektteams der Studie soll sich diese Methode auch auf Produkte der Agrar- und Lebensmittelindustrie übertragen lassen. Eine entsprechende Sorgfaltspflichtenregelung könnte sich auf alle Produkte erstrecken, die mit Methoden der neuen Gentechnik entwickelt wurden, meinen die Autoren der Untersuchung.
Demnach könnten solche Sorgfaltspflichtvorschriften Unternehmen rechtlich dazu verpflichten, Verantwortung für bestimmte Risiken in ihren Lieferketten zu übernehmen. So hätten sie etwa durch entsprechende Berichterstattung nachzuweisen, dass sie ihren Pflichten unter anderem zum Schutz von Menschen- und Umweltrechten nachkommen. Auch die regionale Herkunft von Importprodukten könne verpflichtend zu belegen sein, schlägt das Öko-Institut vor.
Die Forschungseinrichtung plädiert daher dafür, solche Systeme der Rückverfolgbarkeit ebenfalls bei gentechnisch veränderten Produkten (GVO) anzuwenden. Dann müssten sich Unternehmen, die Agrarrohstoffe importieren, darum bemühen, die Risiken von nicht zugelassenen GVO (inklusive NGT-Produkte) in ihrer Lieferkette auszumachen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, diese zu verringern, verdeutlichen die Studienautoren. Dabei sollten nach ihrer Meinung die Inhaltsstoffe eines Produkts über die gesamte Lieferkette bis hin zur landwirtschaftlichen Produktion oder sogar zur Herkunft des Saatguts zurückverfolgt werden können.
Die Rückverfolgbarkeit sei damit ein Mittel, um das Risiko einer Verunreinigung mit GVO zu minimieren und Voraussetzung, um die Sorgfaltspflicht zu erfüllen, argumentiert das Öko-Institut. Dabei ist sich sein Projektteam durchaus bewusst, dass der zusätzliche Aufwand durch weitere Berichterstattung herausfordernd für die betroffenen Unternehmen sein kann.
Mehraufwand bleibt im Test gering
Eine Praxisübung anhand eines fiktiven Unternehmens, das mit gentechnikfreien Produkten handelt, habe jedoch gezeigt, dass Firmen, die zertifizierte gentechnikfreie Produkte verkaufen, bereits viele Elemente einer potenziellen Sorgfaltspflichtenregelung erfüllten, betont die Projektleiterin an dem Forschungsinstitut, Jenny Teufel. Insofern sei der Mehraufwand gering. Zudem müssten Firmen der Lebensmittelindustrie bereits jetzt, etwa durch die neue Verordnung für entwaldungsfreie Produkte, entsprechende Informationen über ihre Lieferketten bei bestimmten Rohstoffen bereitstellen, fährt Teufel fort.
EUROPA / WIRTSCHAFT & POLITIK: 13. SANKTIONSPAKET: RUSSISCHE ALUMINIUMPRODUKTE WERDEN AUFGENOMMEN
Russische Aluminiumprodukte gehören zu den Waren, die in das 13. Sanktionspaket der EU gegen Russland aufgenommen werden. Die Gemeinschaft will auch die Lieferung von Bauteilen, die in scheinbar harmlosen Waren transportiert werden, an die russische Rüstungsindustrie verhindern. Das hat die polnische Tageszeitung „Rzeczpospolita“ erfahren.
Die EU hat Verhandlungen über ein neues Paket von Sanktionen gegen Russland aufgenommen. Die Verabschiedung des 13. Pakets ist für den 24. Februar vorgesehen, zwei Jahre nach der russischen Aggression gegen die Ukraine. Nach Angaben der Handelsorganisation European Aluminium, die Gemeinschaftshersteller vertritt und sich für strengere Einfuhrbeschränkungen für russische Lieferanten einsetzt, blieben bei früheren Sanktionsrunden rund 85% der russischen Metallexporte in die EU unangetastet. An erster Stelle stehen dabei die Anliegen der von Sanktionen betroffenen russischen Oligarchen.
Es wird erwartet, dass das neue Paket zusätzliche Listen, zusätzliche Handelsbeschränkungen und ein Ende der Möglichkeiten Moskaus zur Umgehung von Sanktionen sowohl durch Drittländer als auch durch Unternehmen in der EU selbst beinhalten wird. „Politico“ weist darauf hin, dass Europa weiterhin eine Melkkuh für Russland ist: Ungarn und andere östliche Länder der Gemeinschaft widersetzen sich den Sanktionen gegen den russischen Nuklearsektor. Sie liefern Brennstoff und nehmen Abfälle aus Kernkraftwerken unter anderem in Tschechien und der Slowakei entgegen. In Ungarn baut das russische Rosatom derzeit zwei neue Blöcke des Kraftwerks Paks.
Im Gegensatz dazu lehnen viele westliche Länder, darunter auch Deutschland, Sanktionen gegen russisches LNG ab. Während Deutschland seinen Verbrauch an russischem Gas auf 4% gesenkt hat, erhöhten andere Länder ihre Käufe sogar. An der Spitze der Liste der größten Importeure von russischem LNG in der EU steht Spanien. Das Land re-exportiert auch einen Teil dieses Gases in andere EU-Länder. Da die Versuche, Moskaus Einnahmeströme einzudämmen, bestenfalls gemischte Ergebnisse gezeitigt haben, hat die Europäische Kommission ihre Bemühungen vor allem darauf gerichtet, die Umgehung der Sanktionen nicht durch russische Exporte, sondern durch russische Importe zu verhindern.
Die Union, die von den USA, Japan und anderen Verbündeten unterstützt wird, will verhindern, dass der Kreml Komponenten erwirbt, die er nicht selbst herstellen kann, die er aber für Hightech-Waffen wie selbstlenkende Raketen benötigt. Die EU-Mitgliedsländer einigten sich darauf, den Verkauf solcher Ausrüstungen an Moskau zu verbieten. Doch auch hier waren die Ergebnisse gemischt: Die Umgehung der Vorschriften sei nach wie vor ein großes Problem, sagte Gabrielius Landsbergis aus Litauen. „Wir müssen uns wirklich mit dieser Art der Umgehung von Sanktionen befassen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass einige der Komponenten nicht sanktioniert werden, weil sie in etwas enthalten sein können, das auf den ersten Blick recht harmlos erscheint.“
Osteuropa und Zentralasien
GEORGIEN / LOGISTIK: DREHKREUZ NACH ASIEN
Der Transport- und Logistiksektor zählt zu den perspektivreichsten Wirtschaftssektoren in dem kleinen Südkaukasusland Georgien. Vor allem die Hafenwirtschaft winkt mit investitionsträchtigen Projekten. Investoren, darunter aus Kasachstan und Usbekistan, planen neue Umschlag- und Logistikkapazitäten in georgischen Seehäfen.
Immer mehr ausländische Unternehmen entdecken das Geschäftspotenzial des Landes und eröffnen neue Niederlassungen. Bereits ansässige Branchenplayer setzen auf Expansion. Auch das deutsche Unternehmen Schmitz Cargobull, Hersteller von Trailern, Sattelaufliegern und Motorwagenaufbauten, eröffnete im Oktober 2023 eine georgische Tochter. Der Geschäftsbereich der Schmitz Cargobull Georgia mit Sitz in Gardabani nahe der Hauptstadt Tiflis erstreckt sich über den gesamten Südkaukasus.
Die litauische Girteka Logistics, einer der größten europäischen Spediteure, nahm Mitte 2022 in Tiflis ein weiteres Global-Business-Services-Zentrum in Betrieb. Der Konzern will bis 2024 seine Dienstleistungspalette in Georgien deutlich ausweiten und plant weitere Investitionen. Der georgische Logistiker Information and Communication Systems errichtet in Tiflis bis Mitte 2024 ein Logistikzentrum auf einer Fläche von 10.000 qm. Das Unternehmen ist Lizenznehmer der FedEx Corporation.
Auch die österreichischen Gebrüder Weiss setzen auf den Markt und planen, weitere Gelder in ihre lokale Infrastruktur zu stecken. Bisher haben sie etwa 16 Mio Euro in ein Transport- und Logistikzentrum nahe dem Flughafen in Tiflis investiert.
Tiefseehafen Anaklia bleibt Leuchtturmprojekt
Die Hafenwirtschaft gilt in Georgien als Schlüsselelement für den Ausbau des Transport- und Logistikgeschäfts. Top-Vorhaben ist der Bau eines Tiefseehafens in Anaklia. Der am Schwarzen Meer gelegene Ort verfügt über eine Wasserschlucht mit einem natürlichen Tiefgang von 18 bis 20 m und bietet somit optimale Voraussetzungen. Der einstige Flottenstützpunkt der sowjetischen Marine sollte bereits in mehreren Anläufen zu einem Hafen entwickelt werden. Sie liefen jedoch ins Leere. Im Jahr 2022 fiel der Startschuss für einen hoffnungsvollen Neubeginn.
Die niederländische Beratungsgesellschaft Maritime & Transport Business Solutions hat inzwischen die Markt- und Hafenstudie aktualisiert. Die Projektdokumentation erneuert die im März 2023 gegründete Gesellschaft Seehafen Anaklia. Auch liegt ein neuer Stufenplan der georgischen Regierung für das Vorhaben vor. In neun Ausbauphasen soll die jährliche Hafenkapazität schrittweise auf einen Umschlag von final 100 Mio t ausgeweitet werden.
In der ersten Ausbauphase werden 7,8 Mio t (600.000 TEU), in der zweiten 14 Mio t und in der dritten 21 Mio t angepeilt. Die Phasen 2 bis 9 werden nur umgesetzt, wenn die Kapazität in der jeweils vorausgehenden Phase zu mindestens 80% ausgelastet ist. Die Kosten für die erste Projektphase werden auf vorläufige 590 Mio US-Dollar geschätzt. Der Staat will 51% der Anteile am künftigen Hafen halten und stellt für Bauarbeiten Haushaltsmittel bereit. Die übrigen 49% soll ein Investor übernehmen.
Ein chinesisch-singapurisches und ein schweizerisch-luxemburgisches Konsortium präqualifizierten sich im ersten Halbjahr 2023. Sie erarbeiten zurzeit Investitionsvorschläge. Ende 2023 oder Anfang 2024 will die Regierung den Sieger der Ausschreibung bekanntgeben und die beteiligten Firmen namentlich benennen. Der Bau soll im März/April 2024 starten.
Poti will Umschlagkapazität verdoppeln
Georgiens aktuell bedeutendster Seehafen in Poti mit insgesamt 15 Liegeplätzen befindet sich seit 2011 mehrheitlich im Besitz der Gesellschaft APM Terminals Poti. Sie investierte bisher 130 Mio Dollar in die Sanierung, Modernisierung und den Ausbau der Hafeninfrastruktur. Auf der aktuellen Projektliste im Zeitraum 2024 bis 2026 stehen ein Wellenbrecher, ein Mehrzweckkai sowie technische Anlagen für den Frachtumschlag und die Lagerung. In einer weiteren Projektphase sollen vor allem die Kapazitäten für den Containerumschlag auf jährlich bis zu 1 Mio TEU ausgebaut werden.
Mitte August 2023 startete die private kasachische PTC Holding den Bau eines Containerterminals im Hafen Poti. Der Investor will hier mittels seiner Tochtergesellschaft Poti Transterminal JSC ab Mitte 2024 einen eigenen Terminal mit jährlicher Umschlagkapazität von 80.000 TEU betreiben. Später soll dies auf bis zu 450.000 TEU erweitert werden.
Sektorstrategie und Aktionsplan stecken Schwerpunkte ab
Eine „Nationale Strategie für den Transport- und Logistiksektor im Zeitraum 2023 bis 2030“ und ein Aktionsplan für 2023 und 2024 sollen ermöglichen, sich als regionaler Transport- und Logistikhub weiter zu positionieren. Zugleich wird die Branche weiter in das Transportsystem der EU integriert.
Die beiden Dokumente fokussieren: den Ausbau der Hafenwirtschaft und des Straßennetzes, die weitere Anpassung des Transportsektors an internationale Standards, dessen Digitalisierung inklusive „Maritime Single Window“ – vereinfachtes Meldeverfahren im Seeverkehr bis 2024, Reformen im Bahntransport und in der Binnenschifffahrt sowie einschlägige Aus- und Fortbildungen.
OSTEUROPA / AUSSENHANDEL: NEUE PERSPEKTIVEN
Im Zuge des Nearshorings, mit dem Firmen ihre Lieferketten regionaler gestalten, wird der Westbalkan wichtiger. Akkreditive sind die Absicherungsmittel der Wahl – sie schützen nicht nur vor diversen Risiken, sondern erhöhen auch die Liquidität.
Mit Blick auf aktuelle geopolitische Spannungen, protektionistische Tendenzen großer Volkswirtschaften wie der USA und die schwelenden Handelskonflikte zwischen Ost und West, verlagern immer mehr Unternehmen ihre Wertschöpfung so nah an den Heimatmarkt wie möglich. Was Mexiko für die USA ist, ist der Westbalkan für Deutschland: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien kommen zusammen auf fast 18 Mio Einwohner und eine Wirtschaftsleistung von mehr als 100 Mrd Euro.
Die Westbalkanländer sind über das Freihandelsabkommen CEFTA verbunden. Sie locken Unternehmen vor allem durch wettbewerbsfähige Lohnkosten, günstige Steuersätze und gut ausgebildete Fachkräfte, vor allem IT-Spezialisten. Zudem haben die Länder, die allesamt EU-Beitrittskandidaten sind, ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union. Dadurch gelten international hohe Standards für Investitionen.
Viele deutsche Firmen schon im Balkan aktiv
Kein Wunder also, dass die Region immer mehr deutsche Investitionen anzieht. Mit rund 7 Mio Einwohnern ist Serbien der wichtigste Markt auf dem Westbalkan, vor allem für das Sourcing von Elektrotechnik und Maschinen. Rund 900 hiesige Firmen sind vor Ort, allen voran große Player aus dem Automotive-Bereich wie ZF, Siemens und Bosch. Auch die Hans-grohe Group hat im Sommer einen neuen Produktionsstandort südlich von Belgrad eröffnet – Investitionssumme: 85 Mio Euro.
Serbiens Regierung will bis zum Jahr 2027 12 Mrd Euro in die Infrastruktur investieren, denn dann lädt das Land zur Weltausstellung Expo. Belgrad hatte sich den Zuschlag diesen Sommer gesichert, jetzt beginnt das große Bauen. In der Stadt soll unter anderem die erste Metrolinie entstehen, hier ist die Deutsche-Bahn-Tochter DB Engineering involviert. Belgrad zieht zudem ein ganz neues Viertel für die Messe hoch, inklusive Wohnungen, Bahnhof und Nationalstadion.
Im Zuge der Infrastrukturprojekte werden grüne Investitionen immer wichtiger. Die serbische Regierung hatte im April 2021 erstmals eine Erneuerbare-Energien-Strategie verabschiedet und investiert seither in den Bau mehrerer großer Solarkraftwerke.
Serbien ist zwar der wirtschaftliche Motor in der Region, doch seine Nachbarn Albanien und Nordmazedonien tun sich ebenfalls als attraktive Standorte für internationale Unternehmen hervor. In Nordmazedonien beispielsweise ist gerade die größte Solaranlage auf dem Westbalkan ans Netz gegangen. Der bayerische Batteriehersteller BMZ hat kürzlich angekündigt, in der Metropolregion Skopje einen Produktionsstandort zu eröffnen. Die Gründe für die Investitionsentscheidung: Nordmazedonien sei für seine investorenfreundliche Politik bekannt und habe genügend Fachkräfte.
Akkreditive erhöhen Liquidität und Wettbewerbsfähigkeit
Die Bundesregierung will Investitionen deutscher Unternehmen in bestimmte Schwellen- und Entwicklungsländer besonders unterstützen und hat die Konditionen für Investitionsgarantien in Serbien und Albanien deutlich verbessert. Der Selbstbehalt im Schadensfall wurde halbiert, und auch die Absicherungen kosten weniger. Mit diesen Anreizen will Berlin die Diversifizierungsstrategie deutscher Unternehmen fördern, damit diese weniger abhängig sind.
Investitionsgarantien sind ein wichtiger Baustein in Finanzierung und Risikomanagement von Auslandsprojekten, da sie politische Risiken absichern. Doch auch wirtschaftliche Länderrisiken, Zahlungsausfälle des Handelspartners oder lange Zahlungsziele können Exporteuren zu schaffen machen. Bürgschaften und Garantien können alle Formen von geschäftlichen Transaktionen absichern.
Im Auslandsgeschäft beliebt sind Akkreditive, auch Letters of Credit (L/C) genannt. Beim Akkreditiv übernimmt die Bank des Importeurs gegenüber dem Exporteur ein abstraktes Zahlungsversprechen.
Das heißt: Statt des Kunden ist dessen Bank in der Pflicht. Die Bank überweist die vereinbarte Summe, sobald ihr die im Akkreditiv vereinbarten Dokumente fehlerfrei vorliegen und alle Bedingungen daraus erfüllt sind. Bei einer Bestätigung des Akkreditivs wird statt der Hausbank des Importeurs die des Exporteurs in die Pflicht genommen. Sie übernimmt das Ausfallrisiko, das damit vom Ausland ins Inland verlagert wird. Und sie überprüft, ob die eingereichten Dokumente mit dem Akkreditiv übereinstimmen. Anschließend bekommt der Kunde sein Geld.
Für Exporteure hat dieses Vorgehen einen entscheidenden Vorteil: Sie müssen nicht monate- oder gar jahrelang auf ihr Geld warten, selbst wenn sie großzügige Zahlungsziele eingeräumt haben. Sie können ihre Forderung jederzeit vorfristig in Liquidität umwandeln. Das steigert nicht nur die Liquidität, sondern stärkt dank langer Zahlungsziele auch die Wettbewerbsfähigkeit.
Auch die Zusammenarbeit mit den deutschen Auslandshandelskammern spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg in der Region: Während die AHK Serbien den größten Markt der Region betreut, steht die AHK Nordmazedonien in Skopje auch für Albanien und den Kosovo zur Verfügung. Genau wie die LBBW berät, betreut und vertritt das AHK-Netzwerk deutsche Unternehmen, die ihr Auslandsgeschäft auf- oder ausbauen wollen. Die kommenden Jahre dürften also spannend werden, das Potenzial ist jedenfalls groß.
POLEN / KONJUNKTUR: ZAHLUNGSMORAL NIMMT ZU
Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen und des Krieges in der angrenzenden Ukraine hat sich die Zahlungsmoral polnischer Unternehmen 2023 verbessert. In einer Umfrage des Kreditversicherers Coface zu Zahlungserfahrungen in Polen berichten nur noch 49% der befragten Firmen von verspäteten Zahlungen, während im Vorjahr noch 61% von Zahlungsverzug betroffen waren. Gleichzeitig bitten polnische Unternehmen früher zur Kasse, 2023 betrug die durchschnittliche Zahlungsfrist 42 Tage.
Kurze Zahlungsfristen dominieren weiter die polnische Unternehmenslandschaft, von den Befragten fordern 45% ihr Geld innerhalb von 30 Tagen. Im Vergleich zum Vorjahr werden die Kunden polnischer Firmen 4 Tage früher zu Kasse gebeten, die durchschnittliche Zahlungsfrist sank von 46 Tagen im Jahr 2022 auf 42 im letzten Jahr.
Mit den kürzesten Lieferantenkredit-Laufzeiten operieren Unternehmen der Pharmabranche (32 Tage) und des Einzelhandels (34). Auffällig ist, dass Unternehmen der Chemiebranche ihr Geld im Verhältnis zum Vorjahr deutlich früher einfordern. Hier ging die Zahlungsfrist von 73 Tagen im Jahr 2022 auf 45 im Jahr 2023 und somit um 28 Tage zurück. Mit durchschnittlich 62 Tagen bietet die Metallindustrie nach wie vor die großzügigsten Zahlungsziele an. Die meisten Unternehmen in Polen gehen davon aus, dass sie ihre Zahlungsbedingungen in den kommenden Monaten nicht ändern werden.
Manche Branchen müssen länger warten
Stark verbessert hat sich 2023 die Zahlungsdisziplin von Geschäftspartnern polnischer Firmen. Zwar geben noch immer 49,3% der Befragten an, Zahlungsverzögerungen erlebt zu haben. Jedoch ist dieser Wert eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage, bei der 2022 noch 61,2% von Zahlungsverzug berichteten.
„Bei der Befragung im Jahr 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie, berichteten noch über 90% von Zahlungsverzögerungen“, sagt Grzegorz Sielewicz, Coface-Volkswirt für Zentral- und Osteuropa. Zum Vergleich: In Deutschland berichteten zuletzt 76%, in Frankreich 82% und in China 83% der befragten Unternehmen von verspäteten Zahlungen.
Auch die Dauer der durchschnittlichen Zahlungsverzögerungen ist rückläufig – sie ist um 3 Tage auf 49 gesunken und hat sich damit dem Niveau von 2020 (48 Tage) angenähert. Dabei ist zu beachten, dass im Jahr 2020 noch pandemiebedingte Stützungsmaßnahmen die Unternehmen in ihrem Zahlungsverhalten unterstützten, während diese Hilfen 2023 schon lange ausgelaufen waren. Die längsten Verzögerungen verzeichnen energieintensive Wirtschaftszweige wie die Papier- und Holzindustrie sowie die Metallbranche mit durchschnittlich 71 beziehungsweise 69 Tagen Zahlungsverzug.
Der Textil- und Bekleidungssektor sowie der Informations- und Kommunikationssektor meldeten ebenfalls längere Zahlungsverzögerungen. „Beide Wirtschaftszweige sind mit dem Rückgang des verfügbaren Einkommens der Verbraucher konfrontiert. Die Haushalte legen ihr Augenmerk hauptsächlich auf Ausgaben für den täglichen Bedarf und nicht auf langlebige Gebrauchsgüter“, sagt Grzegorz Sielewicz.
Die achte Ausgabe der Coface-Studie zu Zahlungserfahrungen von Unternehmen in Polen wurde im Oktober 2023 durchgeführt, 341 Unternehmen nahmen an der Befragung teil. Zu diesem Zeitpunkt war die wirtschaftliche Situation angespannt – im ersten und zweiten Quartal 2023 verzeichnete Polen jeweils negative Wachstumsraten, im dritten Quartal stieg die Wirtschaftsleistung preis- und saisonbereinigt erstmals um 0,5% zum Vorquartal. Coface rechnet für 2023 mit einem BIP-Wachstum von 0,6% und prognostiziert für 2024 einen Anstieg um 2,8%.
USBEKISTAN / ZOLL: REIHE VON IMPORT-GEBÜHREN AUFGEHOBEN
Die usbekische Regierung hat mittels eines Präsidialerlasses für eine Reihe von Gütern, die nicht im Inland hergestellt werden, die Import-Zölle aufgehoben, berichtet die „Tashkent Times“. Darunter fallen folgende Waren:
- Ausrüstung, Maschinen, Rohstoffe, Komponenten und Ersatzteile, Möbel und Inventar, Bau- und andere Materialien, die für den Bau, die Rekonstruktion und die Ausstattung von Hotels und anderen Beherbergungseinrichtungen, Einkaufs- und Unterhaltungskomplexen erforderlich sind.
- Ausrüstung, Inventar, Drehkreuze, Zahlungs- und Informationsterminals, Videoüberwachungssysteme, moderne Energiesparsysteme sowie Wasserreinigungsfilter für Schwimmbäder und Wasserparks.
- Baumaterialien, Ausrüstung und Technologien, die für die Organisation der Aktivitäten von Einzelhandelsgeschäften für Schmuck und Goldwaren in den Touristenzentren erforderlich sind.
Zudem wird bei Flügen zu den Flughäfen Muynak und Zaamin der Verkauf von Flugtickets für Jugendliche unter 23 Jahren, Rentner sowie Menschen mit Behinderungen zu 50% vergünstigt, und die Kosten der beteiligten Personenbeförderungsunternehmen werden aus dem Haushalt gedeckt.
Naher Osten und mittlerer Osten
TÜRKEI / GELDPOLITIK: TÜRKISCHE NOTENBANK ERREICHT DEN ZINSGIPFEL
Die türkische Zentralbank hat zum achten Mal in Folge ihren Leitzins angehoben, signalisierte aber zugleich, dass sie den Erhöhungszyklus nun beenden wird. Die Notenbank erhöhte den einwöchigen Reposatz um 250 Basispunkte auf 45,00%.
Mit dieser Anhebung sei das straffere monetäre Umfeld, das durch die aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen geschaffen wurde, nun erreicht, erklärte der geldpolitische Ausschuss. Der Druck auf die inländische Preisinflation bleibe bestehen, unter anderem durch die Hartnäckigkeit der Dienstleistungsinflation, die immer noch hohe Nachfrage und geopolitische Risiken.
Aber die Stärke der Devisenreserven und die Wiederherstellung des Gleichgewichts in der Leistungsbilanz sowie die Nachfrage nach auf Lira lautenden Vermögenswerten hätten dazu beigetragen, die Preissteigerungen abzuschwächen, so die Notenbank.
Die Inflation hat der türkischen Wirtschaft in den letzten Jahren schwer zugesetzt, aber erst in diesem Jahr hat die Zentralbank unter der neuen Gouverneurin Hafize Gaye Erkan damit begonnen, den üblichen Weg der Zinserhöhung zu beschreiten.
VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE / ENERGIEDISTRIBUTION: DAIMLER TRUCK UND MASDAR PRÜFEN LIEFERUNG VON GRÜNEM WASSERSTOFF
Daimler Truck und der auf grüne Technologien ausgerichtete Investor Masdar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten nehmen den Export von grünem Flüssigwasserstoff aus Abu Dhabi nach Europa ins Visier. Beide Unternehmen haben laut Mitteilung eine Absichtserklärung unterzeichnet, um den Aufbau einer entsprechenden Wertschöpfungskette zu prüfen. Die Vereinbarung sei „ein bedeutender Schritt“ bei den Bemühungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Straßengüterverkehr.
„Diese Vereinbarung hat das Potenzial, eine erhebliche Verringerung der CO2-Emissionen im Straßengüterverkehr in Europa zu ermöglichen“, wird Masdar-CEO Mohamed Jameel Al Ramahi in der Mitteilung zitiert. „Unsere Initiative mit Masdar ist ein erster Schritt, um die Versorgung mit grünem Flüssigwasserstoff in Europa zu ermöglichen“, ergänzte Martin Daum, CEO von Daimler-Truck.
Masdar wurde 2006 gegründet und hat laut Mitteilung Projekte in mehr als 40 Ländern und mit einer Gesamtstromerzeugungskapazität von mehr als 20 GW entwickelt. Masdar hat weltweit in Projekte mit einem Gesamtwert von über 30 Mrd US-Dollar investiert.
Welt
WELT / KONJUNKTUR: KRISE IM NAHEN OSTEN BEGINNT, DIE WIRTSCHAFT ZU BELASTEN
Die europäische Wirtschaft beginnt, die durch die Krise im Nahen Osten verursachten Unterbrechungen der Lieferketten zu spüren. Die Daten zeigen, dass die Unternehmen im Januar länger auf Ersatzteile warten mussten, nachdem Angriffe der jemenitischen Houthi-Rebellen auf Frachtschiffe im Roten Meer die Frachtrouten aus Asien unterbrochen hatten.
Diese veranlassten zahlreiche Frachtunternehmen, den sichereren, aber längeren und teureren Weg um Afrika herum über das Kap der Guten Hoffnung zu nehmen. Wenn sich die zusätzlichen Kosten auftürmen und anhalten, könnten sie zu einem neuen Inflationsdruck in Europa führen und eine erwartete Zinssenkung hinauszögern.
In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage unter Einkaufsmanagern europäischer Hersteller und Dienstleister berichteten die Befragten zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr über eine Verlängerung der Lieferzeiten. Während Unternehmen wie Tesla und Volvo bereits Produktionsverzögerungen aufgrund der Störung angekündigt hatten, sind die Umfragen der erste Beweis für weitreichendere Auswirkungen auf europäische Unternehmen.
Eine Verlängerung der Lieferzeiten, die im Jahr 2020 begann, trug zu dem starken Anstieg der weltweiten Inflationsraten bei, der Mitte 2021 einsetzte, und Ökonomen und Zentralbanker befürchten, dass die jüngsten Störungen einen ähnlichen, wenn auch viel geringeren Einfluss auf die Preise haben könnten.
Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass die Krise die USA nicht so stark beeinträchtigen wird, da ihr Handel nicht so stark vom Suezkanal abhängt wie der Europas und sie mehr alternative Routen für Waren aus Asien haben.
Nach Angaben des Datenanbieters S&P Global sank der von den Unternehmen der Eurozone gemeldete Wert für die Lieferfristen im Januar auf 48,6 gegenüber 53,2 im Dezember. Ein Wert unter 50,0 zeigt an, dass die Wartezeiten länger werden. Das Vereinigte Königreich war sogar noch stärker betroffen: Der von S&P Global ermittelte Wert fiel von 51,3 auf 43,1.
Die derzeitigen Unterbrechungen der Lieferketten sind im Vergleich zu den weltweiten Blockaden in den Jahren 2020 und 2021 bescheiden, und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen dürften entsprechend geringer sein.
Die Unterbrechung kommt jedoch zu einem wichtigen Zeitpunkt im globalen Schifffahrtskalender, wenn chinesische Fabriken in der Regel vor der Schließung des Neujahrsfestes eilig Waren an Kunden in Übersee liefern. Laut dem Freightos Baltic Index haben sich die durchschnittlichen Kosten für den Transport von Waren in einem Container rund um den Globus zwischen dem 22. Dezember und dem 19. Januar mehr als verdoppelt. Auf einigen Routen, die China mit Europa verbinden, sind die Kosten noch stärker angestiegen.
Wenn die Transportkosten hoch bleiben, wird dies wahrscheinlich zu einem Anstieg der Preise für viele Konsumgüter führen. Die Ökonomen von JPMorgan schätzen, dass die weltweiten Warenpreise um 0,7% steigen könnten, was die globale Inflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel um einen Drittel-Prozentpunkt erhöhen würde.
WELT / WIRTSCHAFT & POLITIK: WOHIN DES WEGES?
Das Marktumfeld für Schwellenländer hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Das sich verlangsamende globale Wachstum und die Verschärfung der finanziellen Bedingungen haben zu einem schwierigeren Umfeld geführt. Für einige bestätigt dies nur die Wahrnehmung der Schwellenländer als rein kurzfristige, taktische Allokation, die zwar potenziell hohe Renditen bietet, aber mit einem erhöhten Risiko und einer höheren Volatilität einhergeht.
Diese traditionelle Denkweise wird den heutigen Schwellenländern jedoch nicht mehr gerecht und unterstreicht die Notwendigkeit eines differenzierteren Investitionsansatzes. Das globale Umfeld ist zwar schwieriger geworden, aber es unterstreicht auch den differenzierten Charakter der Schwellenmärkte, da sich fundamental gut verankerte Länder von schwächeren Gegenspielern unterscheiden.
Gestiegene Zinssätze erschweren Zugang zu Kapitalmärkten
Der Leitfaden für Investitionen in Schwellenländer hat sich geändert, da die Entscheidungen nicht mehr in erster Linie von der Phase des globalen Wirtschaftszyklus abhängen. Während früher eine expandierende Weltwirtschaft, hohe Rohstoffpreise und moderate geldpolitische Bedingungen als Voraussetzung galten, sind viele Schwellenländer aufgrund ihrer zunehmend binnenwirtschaftlichen Ausrichtung weit weniger von externen Faktoren abhängig. Diese sind zwar immer noch einflussreich, aber sie sind Teil eines breiteren Mosaiks neben den fundamentalen Einflüssen auf Länder-, Sektor- und Aktienebene.
Die heutige Landschaft der Schwellenländer erfordert daher einen detaillierteren Ansatz und länderspezifisches Fachwissen, da Verallgemeinerungen zunehmend angreifbar werden. Zusätzlich zu den Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern bieten die Schwellenländer ein vielfältiges Angebot an Vermögenswerten, in die investiert werden kann, einschließlich Staats- und Unternehmensanleihen in Hartwährung und Anleihen in lokaler Währung sowie tiefere, reifere Aktienmärkte.
Auch das externe Umfeld hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert, und der steile Anstieg der Zinssätze in den Industrieländern, insbesondere in den USA, wird voraussichtlich länger anhalten als ursprünglich erwartet. Die Auswirkungen dieser restriktiven Politik sind auf den Schuldtitelmärkten der Schwellenländer unverhältnismäßig stark zu spüren.
Auf der einen Seite steht eine Gruppe von Ländern, darunter Mexiko und die größeren Volkswirtschaften in Südamerika (Brasilien, Chile, Peru, Kolumbien), die sich auf robuste Fundamentaldaten stützen können. Diese Gruppe hat weiterhin Zugang zu den Kreditmärkten und die Spreads sind angemessen und relativ stabil geblieben.
Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe von fundamental schwächeren Schwellenländern, die infolgedessen zunehmend von den Kreditmärkten abgeschnitten sind. Im Jahrzehnt vor der Pandemie, als die weltweiten Leitzinsen nahe Null lagen, konnten viele Schwellenländer zum ersten Mal Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten erhalten und neue Anleihen zu überschaubaren Renditen und mit relativ geringem Ausfallrisiko ausgeben.
Heute jedoch, wo die Leitzinsen nahe bei 5,5% liegen, sind diese Länder einfach nicht mehr in der Lage, neue Anleihen zu tragbaren Renditen zu begeben. Da sie keinen Zugang zum Markt haben, haben sie Schwierigkeiten, ihre kurz vor der Fälligkeit stehenden Schulden zu refinanzieren, und viele von ihnen sind entweder bereits ausgefallen oder laufen Gefahr, dies zu tun.
„Old Economy“ wird oft übersehen
Eines der größten Missverständnisse unter Anlegern ist, dass es in den Schwellenländern nur dynamische, wachstumsorientierte Unternehmen gibt, während defensivere, wertorientierte Gelegenheiten rar gesät sind. Die Daten zeigen, dass der Großteil aller aktiven Gelder, die in Schwellenländeraktien fließen, in Wachstums-/Kernstrategien investiert wird, während nur ein Bruchteil der gesamten Mittel in wertorientierte Strategien fließt.
Diese enorme Verzerrung bedeutet, dass viele wertorientierte Chancen, insbesondere in traditionellen „Old Economy“-Bereichen wie dem verarbeitenden Gewerbe, übersehen oder ignoriert werden. Folglich gibt es viele gute Unternehmen, die unter dem Radar fliegen, zu potenziell sehr niedrigen Preisen.
Das derzeitige Umfeld erhöhter globaler Unsicherheit macht diese wertorientierten Unternehmen nur noch attraktiver, da wachstumsorientierte Anlagen empfindlich auf höhere Zinsen reagieren. Unternehmen mit einem relativ geringen Risikoprofil, einem angemessenen Kurs-Gewinn-Verhältnis und vorhersehbaren Ertragsströmen passen vielleicht nicht in die traditionelle Vorstellung einer „dynamischen“ Schwellenländer-Investition, aber es gibt sie.
Das Schöne an diesen langlebigen Unternehmen ist, dass sie im Laufe der Zeit erhebliche Renditen erwirtschaften können. Es ist unwahrscheinlich, dass sie in einem Jahr zu den besten Emerging-Markets-Performern gehören, aber wenn man über einen Zeitraum von 5 oder 10 Jahren zurückblickt, insbesondere wenn die Unsicherheit/Volatilität der Märkte ein Merkmal war, wird die Wertschöpfung deutlich.
Governance-Strukturen haben sich verbessert
In vielen Schwellenländern wurden bedeutende Reformmaßnahmen durchgeführt, was bedeutet, dass die meisten nicht mehr nur ein paar Fehlentscheidungen von einer Krise entfernt sind. Detaillierte Recherchen sind von zentraler Bedeutung, um die Länder zu identifizieren, die sich wirklich für eine konsistente, marktfreundliche Politik einsetzen, und um diejenigen zu vermeiden, die sich in die falsche Richtung bewegen.
Auch auf der Unternehmensseite wurden große Fortschritte bei der Verbesserung der Unternehmensführung gemacht und eine stärkere Ausrichtung auf die Aktionäre. Während früher komplizierte Governance-Strukturen, unausgereifte Institutionen und ein ungeschultes Management die Unternehmenslandschaft in den Schwellenländern prägten, sind diese Merkmale heute eher die Ausnahme als die Regel.
Selbst wenn sie auf den Schuldenmärkten der Schwellenländer auftreten, ist nicht mehr zu befürchten, dass diese Ereignisse ein systemisches Risiko für die gesamte Anlageklasse darstellen. In den letzten 25 Jahren haben sich solche Phasen als relativ kurzlebig erwiesen, so dass sich Gelegenheiten zum Einstieg in den Markt zu potenziell sehr niedrigen Bewertungsniveaus boten.
Binnenhandel übersteigt Handel mit Industrieländern
Das Wachstum der Schwellenländeranleihen als Anlageklasse in den letzten Jahren bedeutet, dass die Anleger Zugang zu einer viel breiteren und vielfältigeren Palette von Kreditmöglichkeiten haben, die sich auf Länder, Emittenten aus dem Finanz- und Nichtfinanzsektor und das gesamte Ratingspektrum erstrecken.
Man ist sich zwar darüber im Klaren, dass die Unsicherheit an den Märkten und die uneinheitlichen globalen Wirtschaftsaussichten wichtige Einflüsse auf die allgemeinen Aussichten für die Schwellenländer sind, doch müssen diese gegen die Stärken der einzelnen nationalen Volkswirtschaften und die positiven langfristigen Trends abgewogen werden, die den langfristigen Optimismus in den Schwellenländern im Allgemeinen weiterhin unterstützen.
Ein Beispiel: Viele Schwellenländer verzeichnen weiterhin ein positives Wirtschaftswachstum mit Raten weit vor denen der entwickelten Märkte. Dies ist ein Zeichen für aufstrebende Volkswirtschaften, die weniger abhängig von den Industrieländern sind, um zu gedeihen. Der Binnenhandel zwischen den aufstrebenden Volkswirtschaften hat inzwischen das Außenhandelsvolumen mit den Industrieländern übertroffen, während eine wachsende Mittelschicht in den aufstrebenden Volkswirtschaften die langfristige Binnennachfrage unterstützt.
Die Schwellenländer haben viel Spielraum, um ihre Produktivität zu verbessern und den Rückstand zu den Industrienationen aufzuholen. Junge und zunehmend gebildete Arbeitskräfte sind zusammen mit der steigenden Verbreitung von Technologien von zentraler Bedeutung, um diese Lücke zu schließen. Die Ausschöpfung dieses Potenzials wird jedoch zunehmend differenzierter, und es ist wichtiger denn je, ein gutes Gespür zu entwickeln, welche Länder erfolgreich sind und welche stagnieren werden.
China bleibt ESG-Zugpferd der Schwellenländer
Die Emission nachhaltiger Anleihen in den Schwellenländern hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, was auf die robuste Emissionstätigkeit einiger relativ neuer Teilnehmer zurückzuführen ist, darunter den Philippinen, Mexiko, Kolumbien und Chile. Dies ergänzt die prominente Emission in reiferen Märkten wie China.
Zwar liegen die Schwellenländer immer noch weit hinter den Emissionen der fortgeschrittenen Volkswirtschaften zurück, doch ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, da die Schwellenstaaten sich zunehmend um die Finanzierung ihrer nachhaltigen Entwicklungsziele bemühen. Hervorzuheben sind auch die enormen Investitionen, die China in den letzten Jahren bei der Umstellung von fossilen Brennstoffen auf sauberere Energiequellen getätigt hat.
Die Volksrepublik ist heute der weltweit größte Produzent von Wind- und Solarenergie und auch der größte in- und ausländische Investor in erneuerbare Energien. Dieser Umbruch bringt den Schwellenländern und den Unternehmen, die sich auf diese Umstellung einstellen, Vorteile und wirkt sich positiv auf die Sicherheit und Erschwinglichkeit von Energie in der gesamten Region aus.