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Länder- und Marktinformationen 8/2024

Afrika

ÄGYPTEN / KONJUNKTUR: ENDE DER DEVISENKRISE IN SICHT

Das wirtschaftliche Umfeld Ägyptens hat sich seit der Corona-Krise rapide verschlechtert. Auf den russischen Angriff der Ukraine folgte eine Kapitalflucht. Der Anstieg der globalen Inflation und der starke US-Dollar ließen die Inflation auf über 30% steigen. In Ägypten herrscht seit zwei Jahren Devisenmangel.

Um den Anstieg der Lebenshaltungskosten abzufedern, fixierte die Zentralbank den Wechselkurs des ägyptischen Pfundes. Das verschärfte die Devisenkrise und harte Währung floss in den Schwarzmarkt. Als Gegenmaßnahme wertete die Notenbank zwischen Anfang 2022 und Anfang 2024 das Pfund dreimal ab. Dies blieb erfolglos, weil die Geschäftsbanken die folgende hohe Nachfrage nach Devisen nicht bedienen konnten und der Schwarzmarktkurs dem offiziellen davon eilte.

Der Devisenmangel führte dazu, dass sich in Ägyptens Häfen Importwaren in Milliardenhöhe stapelten, weil die Importrechnung nicht beglichen werden konnte. Fabriken fehlte es in der Folge an Vorprodukten, Rohstoffen und Betriebsmitteln. Und weil stets die nächste Abwertung bevorstand, mussten Unternehmen mit kaum zu kalkulierenden Wechselkursschwankungen umgehen. Verschärft wurde die Situation durch den Krieg in Gaza, der sich negativ auf die Tourismuseinnahmen niederschlug – genauso wie die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer auf die Suezkanal-Einnahmen.

Nun gibt es begründete Hoffnung, dass die vierte und jüngste Abwertung des Pfundes am 6. März 2024 das Ende der Devisenkrise eingeleitet haben könnte. Aufgrund einer vorherigen Injektion von 35 Mrd Dollar ist jetzt genug Geld im Bankensystem, um die Nachfrage nach Dollar zu bedienen. Der Vermögensfonds aus Abu Dhabi hat für den Betrag das Recht erworben, Ras El Hekma, einen 170 qkm großen Landstrich an der westlichen Mittelmeerküste Ägyptens, zu entwickeln.

Weitere Dollarmittel kommen vom Internationalen Währungsfonds. Der Verleiher aus Washington hat nur wenige Stunden nach der Abwertung einen Kredit in Höhe von 8 Mrd Dollar für Ägypten zugesagt. Die Europäische Union hat Mitte März 2024 zugesagt, das Land mit 7,4 Mrd Euro in Form von Zuschüssen und Krediten zu unterstützen, dazu kommen noch einige Milliarden Dollar vom IWF aus einem weiteren Topf sowie 6 Mrd Dollar von der Weltbank. Weitere Devisenzuflüsse sind aus seit Jahren geplanten Privatisierungen von Staatskonzernen zu erwarten. Für Investoren ist der Kauf dieser Anteile nun besonders lukrativ.

Für Ägyptens Partner war die Stabilität des bevölkerungsreichsten Landes in der Region stets von großer Bedeutung. Die Kriege in der Nachbarschaft verstärken diese geopolitische Relevanz. So hat Ägypten Millionen sudanesischer Kriegsflüchtlinge aufgenommen und fungiert als glaubwürdiger Vermittler im Gaza-Krieg. Diese exponierte Rolle in Verbindung mit den gegenwärtigen Kriegen der Region sind das Motiv der jüngsten Geldzuwendungen.

Bevor es besser wird, wird es schlechter

Bevor sich die wirtschaftliche Situation verbessert, wird sie sich erst mal verschlechtern. Der neue Dollarkurs lag nach der Abwertung bei knapp 50 Ägyptische Pfund, was einen Inflationsschub auslösen wird. Analysten erwarten Mitte des Jahres eine Teuerungsrate von bis zu 38%, bevor sie Ende 2024 auf circa 20% sinken dürfte. Die Banken haben bereits begonnen, Devisen an Importeure auszuzahlen, bis der Warenstau abgearbeitet ist, wird es aber dauern.

Auch liegt Ägyptens Staatsverschuldung nach wie vor bei über 160 Mrd Dollar. Der IWF fordert für seine Kreditzusage mehr Haushaltsdisziplin, also Kürzungen bei Subventionen und Großprojekten wie der neuen Verwaltungshauptstadt. Konjunkturimpulse aus diesen Großprojekten im Städte- und Infrastrukturbau werden einstweilen schwächer ausfallen, der Projektmarkt wird schrumpfen.

ÄTHIOPIEN / NAHRUNGSMITTEL: MIT DEM AUFBAU EINER KÜHLKETTE …

… auf den Weltmarkt

In Äthiopien nimmt der lange geplante Bau des „Cool Port Modjo“ Formen an. Das 25 Mio Euro teure Projekt mit Kühlhäusern bekommt von der niederländischen Regierung einen Zuschuss von 10,6 Mio Euro. Dies vereinbarten Ende Februar 2024 die niederländische Agentur Invest International und die äthiopische Regierung, die den Rest der Finanzierung beisteuert.

Die Verantwortlichen werden demnächst Arbeiten ausschreiben, nennen hierfür aber noch keinen Termin. Die Anlage nahe der Hauptstadt Addis Abeba solle spätestens in zwei Jahren fertiggestellt sein. Der Branchenverband Ethiopian Horticulture Producer Exporters Association (EHPEA) hofft auf eine Auftragsvergabe bis in etwa fünf Monaten. Bereits vorhanden ist die Machbarkeitsstudie für das Vorhaben, das die EU als Leuchtturmprojekt in ihre Global-Gateway-Initiative aufgenommen hat. Projektentwickler ist das niederländische Konsortium Flying Swans, das die Investitionen mit 44 Mio Euro beziffert.

Noch in weiter Ferne scheint eine Ausweitung des Projektes. Es gibt Überlegungen, für eine flächendeckende Kühlkette weitere, kleinere Zentren über Äthiopien verteilt einzurichten. Hinzu kämen Arbeiten im Hafen des benachbarten Dschibuti. Konkrete Pläne für diese Vorhaben lägen aber noch nicht vor.

Das neue Kühlzentrum in Modjo soll vor allem den Export von Obst und Gemüse ermöglichen. Landwirte bleiben bisher oft auf Produkten wie Erdbeeren oder Avocados sitzen oder bauen sie gar nicht an, weil es keine Kühlkette zu ihren Märkten gibt. Ein Export per Flugzeug wäre zu teuer und ökologisch unsinnnig. Diesen Weg nehmen die Blumenzüchter, die meist in Flughafennähe produzieren. Aber selbst diese größtenteils niederländischen Firmen experimentieren laut EHPEA mit Exporten per Schiff.

Modjo ist der wesentliche Güterumschlagplatz der Eisenbahnlinie von Addis Abeba nach Dschibuti. Über den dortigen Hafen wickelt der Binnenstaat Äthiopien rund 95% seines seegebundenen Außenhandels ab. Mit dem Vorhaben und zusätzlichen Kühlwaggons ließe sich, anders als bisher, eine Kühlkette bis nach Dschibuti einrichten.

Das Kühlprojekt Modjo war ursprünglich Teil eines geographisch weitaus größer dimensionierten Vorhabens. Letztlich fanden sich aber keine privaten Investoren. Sie haben das Henne-Ei-Problem: Es mangelt an zu kühlenden Agrarerzeugnissen – und die Bauern produzieren nicht, weil Kühlung fehlt.

Private Investoren halten sich zurück

Äthiopische Obst- und Gemüseerzeuger haben laut EHPEA aktuell auch kein Interesse an Investitionen in die Kühllogistik. Dies gilt nach einer anderen Quelle auch für die niederländischen Blumenfarmen. Private Investoren sorgen sich wegen der gewachsenen Unsicherheit im Land. Die Blumenproduzenten haben zudem Probleme, ihre Landpachten zu verlängern. Nichts bekannt ist über den Stand eines ebenfalls in Modjo angesiedelten Kühlhausprojektes der Firma WoubGet.

Die Logistik ist nicht das einzige Problem der Agrarexporteure. „Die phytosanitären Bedingungen bilden eine der größten Herausforderungen für die Branche“, sagt ein Beobachter des Marktes. Ausländische Kunden weisen äthiopische Agrarerzeugnisse immer wieder wegen pilzbedingter Aflatoxine oder anderer Qualitätsmängel ab. Teil des Modjo-Projekts wird deshalb der Bau einer Prüfstelle für die Lebensmittelsicherheit sein.

Zu den eigentlichen Qualitätsproblemen kommen Mängel im Zertifizierungswesen. Diese Branche hat in den letzten vier Jahren zwar Fortschritte gemacht, sagt Yonatan Mengesha. Der technische Leiter von Bless Agri Food Laboratory Service in Addis Abeba begründet dies aber eher damit, dass die Regierung eine nationale Politik der Lebensmittelsicherheit eingerichtet habe. Im Ergebnis lassen sich in Äthiopien nur schlecht jene Zertifizierungen nach internationalem Standard bekommen, die ausländische Abnehmer von ihren Lieferanten verlangen.

MAROKKO / LOGISTIK: TANGER MED WIRD DIE NENNKAPAZITÄT ÜBERTREFFEN

Der marokkanische Hafen Tanger Med wird in diesem Jahr voraussichtlich seine nominale Containerkapazität übertreffen, da der Port seine Position als wichtiger Umschlagplatz ausbaut, so die „North Africa Post“. Tanger Med wird voraussichtlich mehr als 9 Mio Container umschlagen, nach 8,6 Mio im letzten Jahr, was einem Wachstum von 13,4% gegenüber dem Vorjahr entspricht, sagte Rachid Houari, stellvertretender Geschäftsführer.

Der Hafen arbeite mit seiner höchsten Kapazität und baue dabei auf seine geographische Lage an der Straße von Gibraltar, seine Partnerschaft mit renommierten Reedern und Hafenbetreibern sowie die Qualität der angebotenen Dienstleistungen, so Houari.

Der Hafen hat seit seiner Eröffnung vor etwa zehn Jahren ein zweistelliges Wachstum verzeichnet. 2020 wuchs der Containerverkehr um 20%.

Amerika

BRASILIEN / KONJUNKTUR: VERBESSERTE AUSSICHTEN

Brasiliens Wachstum verlangsamt sich erwartungsgemäß nach den im letzten Jahr erreichten 2,9%, der Vorabmeldung des IWF zum neuen Artikel-IV-Bericht allerdings weniger als zuvor erwartet: Die IWF-Prognose für 2024/25 wurde jüngst auf 2,1 und 2,4% heraufgesetzt, im globalen Ausblick von April wurde mit 2,2 und 2,1% etwas weniger kalkuliert.

Noch deutlicher ist die verbesserte Einschätzung bei der Revision des mittelfristigen Wachstumstrends zu erkennen, der sich stärker an der Entwicklung des Potenzials orientiert. Der wird nunmehr auf 2,5% geschätzt wird nachdem im Voraus gegangenen Artikel-IV-Bericht geschätzten 2%. Ein halber Prozentpunkt mehr über etwa fünf Jahre ist durchaus beachtlich. Einen der antreibenden Impulse lieferte die über den Erwartungen liegende Förderung von Kohlenwasserstoffen, namentlich die sich entwickelnde Offshore-Förderung von Öl und Gas.

Hinzu kommt eine Mehrwertsteuerreform, die nach IWF-Einschätzung gleich doppelt positive Effekte bringt. Zunächst werden damit Verzerrungen in den Märkten abgebaut und damit höhere Effizienz erreicht. Gleichzeitig kommen damit auch die Staatsfinanzen in ruhigeres Fahrwasser mit einer wachsenden Tragfähigkeit der Staatsverschuldung. In den Finanzplänen der Regierung zeichnet sich eine erhöhte Effizienz ab. So werden schlecht gezielte und daher ineffektive Subventionen zurückgeschnitten. Die Einnahmen werden durch eine Verbreiterung der Steuerbasis (statt höheren Sätzen auf schmalerer Basis) verbessert und die Ausgaben flexibler gehandhabt. Unterm Strich entsteht daraus zusätzlicher Spielraum für politische Gestaltung und die Reaktion auf externe Schocks.

Die Inflation nähert sich langsam an das Ziel bei 3% an. Das Leistungsbilanzdefizit verringerte sich aufgrund eines starken Handelsüberschusses und wird bislang durch robuste ausländische Direktinvestitionen finanziert, belastet also kaum die Stabilität und damit die an der Schuldentragfähigkeit orientierten Bonitätseinschätzungen. Mithin droht kein hausgemachter Anstieg der Risikoprämien samt Refinanzierungsproblemen.

Dem stehen allerdings Berichte gegenüber, die auf Probleme im Handel mit Argentinien hindeuten. Offenbar bricht der regionale Handel mit der Nachfrage des Nachbarn ein. Aus dem im letzten Jahr noch beachtlichen Überschuss von rund 4,7 Mrd Dollar wurde in den ersten vier Monaten dieses Jahres ein kleines Defizit (40 Mio Dollar) bei insgesamt geringerem Handelsvolumen, wie „Mercopress“ berichtet. Zudem hat ein großer Streik in Argentinien, dem weltweit größten Exporteur von Sojamehl und Sojaöl, einen größeren Teil der weltweiten Nachfrage auf Brasilien, den zweitgrößten Lieferanten dieser Produkte, verlagert. Die wenig überraschende Folge sind höhere Preise auf dem brasilianischen Markt, was nur die brasilianischen Soja-Exporteure als Vorteil erleben, aber die heimischen Viehzüchter fühlbar belastet.

Aufwärtstrend verlangsamt sich

Die Konjunktur-Daten vom aktuellen Rand deuten allerdings darauf hin, dass sich der Aufwärtstrend verlangsamt hat. Der Einkaufsmanager-Index für die verarbeitende Industrie ging von 55,9 Punkten im April auf 52,1 Punkte per Mai zurück. Trotz des Rückgangs hält er sich klar über der Expansionsschwelle von 50 Punkten, will sagen: Der Aufwärtstrend wird flacher. Hier machen sich die Überschwemmungen im südlichen Bundesstaat Rio Grande do Sul mit Betriebsschließungen und Nachfragerückgänge bemerkbar und drücken das Umsatzwachstum und die Produktion.

Die jüngsten Ergebnisse zeigten auch den schnellsten Anstieg der Inputkosten seit 21 Monaten, aber einen langsameren Anstieg der Absatzpreise. In der Zwischenzeit hat sich das Vertrauen der Unternehmen leicht abgeschwächt, da sie sich Sorgen über die negativen Auswirkungen der Überschwemmungskrise auf die Wirtschaft, die Verteilung der Rohstoffe, die Kundenaufträge und den Staatshaushalt machen. Indes nahmen die Auftragseingänge im Mai zu, wenn auch nur leicht.

KANADA / WASSERVERSORGUNG: TECHNOLOGIEBEDARF WÄCHST

Kanadas starkes Bevölkerungswachstum sorgt für einen zunehmenden Bedarf an Systemen zur Wasseraufbereitung und zur Abwasserbehandlung. Die höchsten Summen verschlingt dabei die Abwasserbehandlung. Das mit Abstand teuerste Projekt ist zurzeit die Modernisierung der Kläranlage auf Iona Island im Großraum Vancouver für insgesamt etwa 7,2 Mrd US-Dollar.

Die Vorbereitungsarbeiten auf Iona Island beginnen 2026. Bis 2035 soll das Projekt abgeschlossen sein. Zum Einsatz kommen unter anderem Technologien wie die tertiäre Abwasserbehandlung. Mit dieser können nicht biologisch abbaubare Schadstoffe beseitigt werden. Gleichzeitig sollen modernste Technologien Ressourcen und Energie zurückgewinnen und den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren. Die neuen Anlagen müssen darüber hinaus aktuelle Standards zur Erdbebensicherheit erfüllen und einen künftigen Anstieg des Meeresspiegels einkalkulieren.

Langfristige Projekte in Großstädten

Weitere Großprojekte in der Wasserwirtschaft verfolgen Toronto und Winnipeg. Toronto investiert derzeit rund 2,2 Mrd Dollar in das größte Regenwasserbewirtschaftungsprogramm seiner Geschichte: Es soll die Metropole nicht nur besser vor Überschwemmungen schützen, sondern auch die Wasserqualität erhöhen und dem Stadtbild neues Leben einhauchen. Das Programm ist langfristig angelegt und soll erst 2038 abgeschlossen werden. Winnipeg, die Hauptstadt der Provinz Manitoba, rüstet seine North-End-Kläranlage für gut 1,3 Mrd Dollar auf.

Neben städtischen Kläranlagen und Anlagen zur Regenwasserbewirtschaftung besteht in Kanada auch eine hohe Nachfrage nach Hochwasserschutzsystemen und solchen für die industrielle Abwasserbehandlung. Besonders in den Provinzen British Columbia, Alberta, Manitoba und Ontario werden solche Projekte vorangetrieben.

Auch deutsche Unternehmen können davon künftig mehr profitieren. Denn im Rahmen des Freihandelsabkommens Comprehensive Economic and Trade Agreement (CETA) hat sich Kanada verpflichtet, öffentliche Ausschreibungen auf Bundes-, Provinz- und Kommunalebene für Unternehmen aus der EU zu öffnen. Dafür wurde mit CanadaBuys eine neue Ausschreibungsplattform entwickelt, die in Zukunft alle öffentlichen Ausschreibungen veröffentlichen wird. Bis es soweit ist, sind öffentliche Aufträge auf regionaler oder kommunaler Ebene auf den Plattformen der betreffenden subnationalen Verwaltungseinheiten zu finden.

Ölsandabbau hinterlässt verstärkt Giftstoffe

Die Industrie verbraucht ebenfalls viel Wasser. Den größten industriellen Verbrauch in Kanada hat die Stromgewinnung. Mit rund 60% trägt die Wasserkraft den größten Teil am kanadischen Strommix. Fast zwei Drittel des entnommenen Süßwassers wird für die Erzeugung thermischer Energie verwendet. In den Kraftwerken dient diese dazu, Wasserdampf zu generieren, der dann Turbinen antreibt, um elektrischen Strom zu produzieren.

ie Wassernutzung in der verarbeitenden Industrie ist sehr effizient und das Wasser wird in der Regel wiederverwendet oder kann in Oberflächengewässer zurückgeführt werden. Problematischer sind der Bergbau und die Öl- und Gasförderung, die zu den Hauptverursachern schädlicher Abwässer zählen. In Kanada zählt dazu insbesondere die Ölsandindustrie: Um aus dem Sand-Lehm-Bitumen-Gemisch 1 l Öl zu gewinnen, wird die zwei- bis fünffache Menge an Wasser benötigt, wodurch viel Abwasser entsteht. Die Ölsandproduzenten verwenden dieses zwar mehrfach, dennoch bleiben mit der Zeit große verunreinigte Teiche zurück, deren Wasser dann weder weitergenutzt noch in die Natur zurückgeführt werden kann.

Auch die 28 Kohlebergwerke in Kanada haben in verstärktem Maße negative Auswirkungen auf die Umwelt. Um diese zu reduzieren, erarbeitet das nationale Umweltministerium (Environment and Climate Change Canada) derzeit Vorschriften über die maximal zulässige Schadstoffkonzentration in Abwässern aus dem Kohlebergbau sowie über deren pH-Wert und Toxizität.

„Made in Canada“ verspricht Erfolg

Der Bedarf an neuen, nachhaltigen Wasseraufbereitungslösungen ist groß. So hat das Start-up H2NanO aus Kitchener, Ontario, Nanotechnologie zur Aufbereitung von Abwasserteichen entwickelt, mit deren Hilfe mehr Wasser wiederverwendet und möglicherweise in den Kreislauf zurückgeführt werden kann. Damit die neue Technologie in der Praxis zum Einsatz kommt, arbeitet das Unternehmen eng mit Canada‘s Oil Sands Innovation Alliance zusammen.

Der Spezialist für Wasser- und Abwasseraufbereitung Ovivo aus Montreal, Québec, und das Technologieunternehmen E2metrix aus Sherbrooke, Québec, arbeiten seit zweieinhalb Jahren an einem System, das per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – gemeinhin auch als „forever chemicals“ bekannt – in Wasser und Abwasser beseitigt. Dabei wird die elektrochemische Oxidationstechnologie von E2metrix eingesetzt. Ovivo hat angekündigt, E2metrix zu übernehmen.

Auch für vorbeugende Maßnahmen tun sich neue Möglichkeiten auf: Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, potenziell toxische Elemente wie Schwermetalle zu erfassen und sicher zu entfernen. Echtzeitanalyseinstrumente erleichtern diese Arbeit. Wie die Beispiele zeigen, treffen Anbieter innovativer Lösungen zur Wasseraufbereitung in Kanada auf eine starke heimische Konkurrenz. Viele Unternehmen genießen darüber hinaus auch internationalen Ruf, darunter BQE Water, FilterBoxx Water and Environmental Corp, Newterra und Terragon Environmental Technologies.

USA / INFORMATIONSTECHNOLOGIE: APPLE RÜCKT KI IN DEN MITTELPUNKT

Apple steigt in das KI-Wettrüsten ein. Wie der iPhone-Hersteller mitteilte, stellt er seinen 2,2 Mrd Gerätenutzern eine personalisierte Version von Künstlicher Intelligenz zur Verfügung – unter anderem durch eine Vereinbarung mit dem ChatGPT-Hersteller OpenAI. Das neue KI-System, „Apple Intelligence“, bietet einen Vorgeschmack auf das, was viele als den heiligen Gral der KI betrachten: einen Sprachassistenten, der über genügend persönliche Nutzerinformationen verfügt, um eine Reihe von Aufgaben sinnvoll zu erledigen.

Apple hat sich mit OpenAI und dessen ChatGPT zusammengetan, um einige neue KI-Funktionen zu entwickeln, wie zum Beispiel die Beantwortung komplexer Anfragen oder das Verfassen von Nachrichten – Fähigkeiten, die Apples KI nicht beherrscht. Die Ankündigung kommt, nachdem kürzlich der Marktwert des iPhone-Herstellers stagniert hat im Vergleich zu Konkurrenten, die generative Künstliche Intelligenz schneller in ihre Kernprodukte integriert haben.

Auf der Worldwide Developers Conference kündigte der Konzern an, dass seine neue Software Informationen aus verschiedenen Apps abrufen und persönliche Daten scannen wird, um den Nutzern beim Korrekturlesen von Texten zu helfen, Fotos von bestimmten Familienmitgliedern aufzurufen oder das Verkehrsaufkommen vor einem untypischen Arbeitsweg zu ermitteln. Nutzer können Bilder und Emojis erstellen und sogar grobe Skizzen in ausgefeilte Diagramme umwandeln.

Ein aktualisiertes Siri wird in der Lage sein, natürliche Sprache besser zu verstehen, kontextbezogene Informationen zu verarbeiten und Maßnahmen innerhalb von Apps zu ergreifen. Entwickler können neue Tools verwenden, um die Vorteile der KI-Systeme zu nutzen – eine Aussicht, die einige Investoren begeistert, die gehofft haben, dass Apple seinen App Store nutzen könnte, um neue Produkte zu entwickeln. Die meisten dieser neuen Funktionen sollen noch im laufenden Jahr verfügbar sein.

Bei bestimmten komplexen Siri-Anfragen wird Apple eine Prompt-Abfrage einblenden, ob der Nutzer eine Verbindung zu ChatGPT herstellen möchte, um eine bessere Antwort zu erhalten. Das Unternehmen erlaubt ChatGPT auch, sich mit anderen Bereichen des Betriebssystems zu verbinden, zum Beispiel mit der KI, die beim Verfassen von Text hilft. Apple zufolge können die Nutzer selbst bestimmen, wann und ob sie das Programm nutzen wollen.

Auch externe Systeme werden angebunden

Apple kündigte auch die Möglichkeit an, sich mit externen KI-Systemen zu verbinden und dass das Unternehmen plane, künftig Unterstützung für weitere Systeme mit Künstlicher Intelligenz hinzuzufügen. Der Konzern hat Gespräche mit Cohere und Google geführt, wie das „Wall Street Journal“ berichtet hat.

OpenAI-CEO Sam Altman sagte, er sei dankbar für die Möglichkeit, ChatGPT in die Geräte zu integrieren. Apple teilte mit, dass die ChatGPT-basierten Funktionen dieses Jahr verfügbar sein werden.

Der Datenschutz steht im Mittelpunkt der neuen KI-Fähigkeiten, eine Funktion, die die Nutzer noch stärker an das Ökosystem binden könnte. Die meisten Daten werden auf dem Gerät verarbeitet und nicht auf die Server in der Cloud ausgelagert. Für die Ausführung größerer KI-Modelle wird Apple jedoch seine eigenen Server mit dem so genannten Private Cloud Compute betreiben, um die Privatsphäre zu wahren, so das Unternehmen. Es werden nur die für die Aufgabe relevanten Daten an diese Server gesendet. Die Daten werden von Apple nicht gespeichert oder sind für weiteres Training zugänglich, erklärte der Konzern.

Elon Musk, der ein konkurrierendes KI-System mit dem Namen xAI entwickelt, sagte, dass er plane, Apple-Geräte in seinen Unternehmen zu verbieten, wenn OpenAI „auf Betriebssystemebene“ integriert wird. „Das ist ein inakzeptabler Sicherheitsverstoß“, sagte Musk auf X.

USA / KONJUNKTUR: WIE LANGE HÄLT DER HÖHENFLUG?

Seit nunmehr einem Jahrzehnt werden die Devisenmärkte von einem erstarkenden Dollar beherrscht, aber kein Königreich währt ewig. Anders als von vielen an der Wall Street erwartet, hat die US-Währung in diesem Jahr Aufwind bekommen, nachdem schwankende Inflationsdaten Anleger veranlasst hatten, ihre Wetten auf Zinssenkungen der US-Notenbank zurückzunehmen.

Im Vergleich zu anderen Währungen liegt der Dollar unter dem jüngsten Höchststand von 2022, als die Federal Reserve begann, aggressiv die Zinsen anzuheben. Inflationsbereinigt bleibt der Greenback jedoch historisch teuer – nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich liegt er beispielsweise nur 10% unter dem Niveau, auf dem 1971 der damalige US-Präsident Richard Nixon seine Bindung an Gold aufhob. Seit den 1980er Jahren, als die Fed von Paul Volcker geleitet wurde, dem Inbegriff des aggressiven Geldpolitikers, war der Dollar nicht mehr so konstant stark.

Im Jahr 1985 zog die amerikanische Währung derart stark an, dass sich die US-Regierung wegen des Schadens Sorgen machte, der heimischen Herstellern dadurch zugefügt wurde. Berühmt wurde ein Treffen mit Vertretern von Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Japan im Plaza Hotel in New York, auf dem man sich darauf einigte, koordiniert an einer Dollar-Abwertung zu arbeiten. Bis 1988 hatte er ein Drittel des realen Werts verloren.

Etwas Ähnliches könnte sich, wenn auch in kleinerem Maßstab, wiederholen, besonders wenn Donald Trump die Präsidentschaftswahlen im November gewinnt. Seine Wirtschaftsberater haben schon für einen schwächeren Dollar plädiert, um das US-Handelsdefizit zu verringern, insbesondere gegenüber dem Yuan, der derzeit unter Druck steht, weil ausländische Investoren aus den niedrig verzinsten chinesischen Anleihen fliehen.

Vielleicht noch wichtiger ist, dass sich das Wirtschaftswachstum außerhalb der Vereinigten Staaten beschleunigt. Eine solche Entwicklung hat bisher die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich der Greenback abschwächt. Jüngste Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass es in der Eurozone und in Japan endlich aufwärts geht. Auch scheint Chinas Aufschwung an Fahrt zu gewinnen. Beijing interveniert, um den Yuan nach oben zu treiben.

Ein sinkender Dollarkurs ist in der Regel das Schmiermittel für globales Wachstum. Etwa die Hälfte der Rechnungen im internationalen Handel und drei Viertel der Schulden von Nichtbanken lauten auf der Währung. Damit bekommen primär Schwellenländer, die Schwierigkeiten haben, Kredite in der eigenen Währung aufzunehmen, einen wirtschaftlichen Schub.

Aktien aus dem Ausland haben seit der globalen Finanzkrise nicht mehr so viel Rückenwind gespürt. Während der inflationsbereinigte Wert des Dollar seit Ende 2009 um 35% gestiegen ist, hat der MSCI EAFE Index, der die entwickelten Märkte außerhalb Nordamerikas abbildet, um etwa 200% zugelegt, der S&P 500 verbesserte sich gar um rund 500%.

Industriepolitik spült viel Geld ins Land

Dies hat die Anleger verständlicherweise dazu veranlasst, alles auf den amerikanischen Markt zu setzen. Allerdings kann der im Vergleich zu früher hohe reale Dollarkurs trügerisch sein: Eine Bereinigung um die Inflation ist schwierig, weil die meisten Produkte nicht grenzüberschreitend gehandelt werden. Was die Energie betrifft, die einen großen Einfluss hat, sind die USA dank der Schieferölrevolution der 2010er Jahre vom Nettoimporteur zum Nettoexporteur geworden.

Darüber hinaus hat Washingtons jüngste Hinwendung zur Industriepolitik eine Welle ausländischer Direktinvestitionen in die USA ausgelöst. Die Wirtschaftstheorie sagt auch voraus, dass die kürzlich von Washington verhängten Zölle die Währung nach oben treiben sollten, und die neuen Untersuchungen bestätigen dies bis zu einem gewissen Grad.

Die Geschichte wiederholt sich nie. Anleger sollten deshalb nicht auf einen monumentalen Ausverkauf des Dollars warten, der auf das Plaza-Abkommen folgte. Aber sie sollten auch nicht davon ausgehen, dass die US-Währung ewig aufwerten wird.

Asien und Ozeanien

CHINA / ERNEUERBARE ENERGIEN: KEINE ZUKUNFT IN SÜDOSTASIEN?

Wachsende Unsicherheiten werfen einen Schatten auf chinesische PV-Hersteller in Südostasien. Viele erwägen eine Verlagerung der Produktion, nachdem die Vereinigten Staaten eine altbewährte Umgehung der Zölle blockieren, wie „South China Morning Post“.

Viele Unternehmen haben die Produktion im Namen von „Anlagenmodernisierungen“ oder „Wartungsarbeiten“ eingestellt oder ihre Mitarbeiter entlassen, nachdem das US-Handelsministerium im Mai eine Antidumping- und Antisubventionsuntersuchung gegen kristalline Silizium-Photovoltaikzellen aus Kambodscha, Malaysia, Thailand und Vietnam eingeleitet hatte. Washington geht damit auf die Beschwerde lokaler Solarunternehmen vor, die behaupten, dass die Volksrepublik mithilfe von Produktionsverlagerungen nach Südostasien Zölle zu umgeht.

Eine vorübergehende Befreiung von Antidumping- und Ausgleichszöllen in Höhe von 200%, die die USA im Jahr 2022 auf bestimmte Solarzellen und -module aus Kambodscha, Malaysia, Thailand und Vietnam gewährt hatten, lief kürzlich aus, so ein Bericht der internationalen Anwaltskanzlei Kilpatrick.

Große chinesische Hersteller, die in den vier Ländern Solarprodukte und Batterien für den US-Export montieren, erklärten, dass sie eine mögliche Abschaltung der Massenproduktion überdenken. Longi, einer der größten chinesischen PV-Konzernen mit Werken in Malaysia und Vietnam erklärte, dass die Produktionsanpassungen auf Pläne zur Modernisierung der Werke zurückzuführen seien, ohne dies näher zu erläutern, und dass es die Rechte und Leistungen der Arbeitnehmer aufrechterhalten werde. Das in Jiangsu ansässige Unternehmen Trina Solar teilte ebenfalls mit, dass seine Anlagen in Thailand und Vietnam wegen „routinemäßiger Wartungsarbeiten“ geschlossen worden seien.

„Die USA sind eindeutig entschlossen, ihre heimische Solarindustrie und ihre Lieferketten zu stärken. Daher stellt sich die Frage, ob wir Fabriken in Südostasien schließen oder als Reserve dort behalten sollten“, sagte Longi-Gründer Li Zhenguo diese Woche in einem Interview mit der in Beijing erscheinenden „Green Energy Daily“.

Neue Strategien

Südostasien wurde aufgrund von günstigen Produktionskosten, der Nähe zu China und der Befreiung von den US-Zöllen, zum Investitionsziel von mindestens 20 PV-Unternehmen aus dem Reich der Mitte. Nun haben bereits mehrere chinesische Hersteller, darunter Trina Solar, den Bau neuer Anlagen in den USA in Angriff genommen.

Das in Shanghai ansässige Unternehmen Jinko Solar hat dort Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2 GW gebaut und beantragt Subventionen der US-Regierung, nachdem die Regierung Biden versprochen hat, Finanzhilfen für im Inland hergestellte Solarprodukte zu gewähren.

Eine andere Strategie ist das Ausweichen auf andere Märkte, wie etwa der energiehungrige Nahe Osten. Trina Solar betreibt bereits eine Anlage in den Vereinigten Arabischen Emiraten, während andere chinesische Solarunternehmen wie TZE und Jinko Solar Expansionspläne in der Region angekündigt haben.

INDIEN / INFRASTRUKTUR: SCHNELLER, SICHERER, GRÜNER

Indien hat bereits in den letzten Jahren massiv in seine Bahninfrastruktur investiert. Das Schienennetz wurde ausgebaut und elektrifiziert, das rollende Material modernisiert und der Bestand aufgestockt, die Strecken sicherer gemacht und viele Bahnhöfe renoviert.

Die indische Bahn transportiert jährlich etwa 6,5 Mrd Personen – 2030 dürften es 10 Mrd Menschen sein. Das Schienenfrachtvolumen konnte in den letzten fünf Jahren um fast ein Drittel auf 1,5 Mrd t zulegen, bis 2030 soll es auf 3 Mrd t steigen.

Im Rahmen des „National Railway Plan“ hatte das Ministry of Railways (MoR) den Investitionsbedarf bis 2030 auf jährlich 23 Mrd US-Dollar veranschlagt. Im laufenden Finanzjahr 2024/2025 erhält das MoR 5% mehr Mittel als in der Vorperiode, was fast 31 Mrd Dollar entspricht. Gut ein Drittel davon ist für Investitionen in den Ausbau und die Modernisierung des 120.000 km langen Schienennetzes vorgesehen.

Im Oktober 2023 hat das MoR ein neues Schlüsselprojekt vorgestellt: Bis 2034 sollen für rund 50 Mrd Dollar sieben besonders stark ausgelastete Trassen zwischen den Ballungszentren Delhi, Mumbai, Kolkata und Chennai durchgängig auf zwei Spuren und streckenweise bis auf vier Spuren erweitert werden. Damit können künftig nicht nur mehr, sondern auch schnellere Verbindungen angeboten werden. Die erste Hochgeschwindigkeitszugstrecke, von Mumbai nach Ahmedabad, soll im August 2027 den Betrieb aufnehmen – nach zehn Jahren Bauzeit und drei Jahre später als geplant.

Die Regierung hat den Bau von drei Schienenfrachtkorridoren angekündigt: Einer wird ausschließlich dem Transport von Rohstoffen und Zement dienen, ein Korridor soll die wichtigsten Seehäfen vernetzen und einer wird bestehende Trassen mit hohem Frachtaufkommen entlasten. Zusammen umfassen die Korridore laut Plan 40.000 km und werden bis 2030 fertiggestellt. Um die Expansionspläne für das Schienennetz zu realisieren, will der Subkontinent bis 2028 den jährlichen Zubau auf 10.000 km verdoppeln. Dafür werden vor allem moderne Gleisbaumaschinen eingesetzt.

Für das rollende Material stehen im laufenden Finanzjahr umgerechnet 5 Mrd Dollar an Haushaltsmitteln bereit. Der staatliche Bahnbetreiber Indian Railways (IR) will damit veraltete Zugtechnik durch moderne Semi-High-Speed-Lokomotiven mit Geschwindigkeiten bis maximal 160 km pro Stunde ersetzen. In den nächsten Jahren werden bis zu 8.000 neue Triebfahrzeuge benötigt. Die Kosten hierfür beziffert IR auf rund 12 Mrd Dollar. Dabei dürften vor allem die beiden in Indien entwickelten und hergestellten Typen „Vande Bharat“ und „Amrit Bharat“ zum Zuge kommen.

Anfang 2023 gewann Siemens Mobility eine Ausschreibung zur Lieferung von 1.200 Elektrolokomotiven mit einem Auftragsvolumen von 3 Mrd Euro. Die Loks werden in Indien gebaut und können Ladungen von bis zu 4.500 t mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km pro Stunde befördern. Daneben will IR 35 Züge mit Wasserstoffantrieb auf die Schiene setzen. Der Bahntechnikkonzern Medha Servo Drives wurde beauftragt, alte Dieselloks mit Brennstoffzellen umzurüsten. Die Ausrüstung liefert der Technologiekonzern GreenH Electrolysis.

Netto-Null bis 2030

Die indische Eisenbahn plant, bis 2030 klimaneutral sein. Um die Netto-Null zu erreichen, wird das Schienennetz vollständig elektrifiziert. Ende 2023 standen 95% des 64.000 km langen Breitspurbahnnetzes unter Strom, der Rest soll 2024 dazu kommen. Wahrscheinlich wird sich der Bedarf an Elektrizität bis 2030 auf 72 Mrd kWh verdreifachen. Der Großteil davon soll aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Ende 2023 waren Aufdachphotovoltaikanlagen mit 200 MW an indischen Bahnhöfen installiert. Weitere 2.000 MW an Freiflächen- und Aufdachanlagen befinden sich im Bau oder in der Planung.

INDONESIEN / AUSSENHANDEL: FREIGABE VON 95% DER ZURÜCKGEHALTENEN CONTAINER

Die Zoll- und Verbrauchsteuerbehörde hat 95% der mehr als 26.500 zurückgehaltenen Container mit importierten Waren freigegeben, wie „Jakarta Globe“ berichtet. Diese wurden in den letzten Wochen im Hafen von Tanjung Priok in Jakarta und im Hafen von Tanjung Perak in Surabaya, den beiden größten Container-Häfen des Landes, einbehalten.

Der Schritt erfolgte, nachdem Handelsminister Zulkifli Hasan als Reaktion auf öffentliche Proteste eine Verordnung zur Erleichterung der Abfertigungsverfahren für Importwaren erlassen hatte.

Allerdings trifft das nicht auf alle betroffenen Container zu, da manche die Anforderungen des Nationalen Standards Indonesiens (SNI) nicht erfüllten, gegen die Einfuhrverfahren verstießen oder als nicht abgeholte Waren eingestuft würden.

THAILAND / KONJUNKTUR: MATCH MADE IN HEAVEN

In Thailand leben rund 72 Mio Menschen und damit fast so viele wie in Deutschland. Die Wirtschaftsleistung entspricht allerdings nur einem Achtel des Bruttoinlandsproduktes der Bundesrepublik. Die wirtschaftlichen Niveaus sind also unterschiedlich, Herausforderungen aber ähnlich. Deutschland unterstützt Thailand beim wirtschaftlichen Aufholprozesse.

Andere asiatische Schwellenländer sind in den vergangenen Jahren aber schneller als Thailand gewachsen. Vietnam zieht mehr ausländische Investoren an, die Philippinen punkten in Dienstleitungssektoren. Die Einwohnerzahlen in diesen Ländern sind zudem größer und ihre Menschen im Durchschnitt deutlich jünger. Dennoch, für deutsche Firmen bleibt das thailändische Königreich unter den zehn Staaten des Verbands Südostasiatischer Nationen ein wichtiger Markt. Thailand erzielt nach Indonesien die zweithöchste Wirtschaftsleistung in der Region.

Innovationsmotoren fehlen

Die Wirtschaft läuft Gefahr, auf ihrem mittleren Entwicklungsniveau zu verharren. Reformen und mehr Unternehmertum könnten aus dieser Falle, der sogenannten Middle Income Trap, führen. Der Staat will gegensteuern und unterbreitet viele Vorschläge, um den Standort moderner und innovativer zu gestalten. Die Regierung will das Land auch als regionale Drehscheibe positionieren. Das heißt, ausländische Unternehmen sollen Hub-Funktionen und hochwertige Aktivitäten nach Thailand verlagern. Die Politik setzt die notwenigen Vorhaben aber nur zögerlich oder wenig durchdacht um.

Geforscht und entwickelt wird ebenfalls zu wenig. Das Bildungswesen verharrt auf einem mittleren Niveau und stellt zu wenige Fachkräfte für anspruchsvolle Jobs bereit. Kleine und mittelständische Firmen kämpfen zudem gegen die Bürokratie. Junge Reformkräfte wollen nun tradierte Systeme und Märkte reformieren. Das heißt die Dominanz von wenigen Konzernen aufbrechen, die politisch gut vernetzt sind und sich über Markteintrittsbarrieren gegen Konkurrenz aus dem In- und Ausland schützen.

Der Reformdruck steigt auch, weil das alte Wirtschaftsmodell, das massenhaft günstige Arbeitskräfte einsetzt, nicht mehr funktioniert. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschärft sich schon länger. Arbeitskräfte werden immer knapper, teurer und älter. Das Medianalter der Bevölkerung liegt bereits bei 39 Jahren. Die Erwerbsbevölkerung im Alter zwischen 15 und 59 Jahren dürfte wegen der geringen Geburtenrate bis 2060 um knapp ein Drittel schrumpfen. Ausländische Gastarbeiter, die hauptsächlich aus Myanmar kommen, füllen noch den Niedriglohn-Sektor auf, aber dies ist keine Dauerlösung. Industrie, Bau- und Landwirtschaft müssen die Lücken schließen, indem sie effizienter werden und stärker automatisieren. Thailand steht vor demographischen Herausforderungen und einem sich verschärfenden Standortwettbewerb. Dieser Druck sollte zu mehr Investitionen in Infrastruktur und moderne Technologien führen.

Gute Bedingungen für Industrie

Die wirtschaftliche Substanz, die ab Mitte der 1980er Jahre aufgebaut wurde, ist beachtlich. Das verarbeitende Gewerbe machte 2023 rund ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung aus.

Die größten Industriebranchen sind die Nahrungsmittel-, Kfz-, Elektro- und Chemieindustrie. Rund um diese haben sich auch interessante Zulieferbranchen entwickelt. Und zahlreiche Dienstleister wie Logistik und Rechtsberatung kümmern sich um effektive Abläufe. In allen Branchen sind auch deutsche Firmen zu finden. Auch Produktionstechnik stammt oft aus Deutschland.

Die deutschen Exporte nach Thailand legen seit dem Jahr 2013 aber nur noch in kleinen Schritten zu. Die thailändischen Importe an Investitionsgütern sind zwar kräftig gestiegen, gehen seit der Jahrtausendwende aber hauptsächlich auf das Konto von Lieferanten aus China.

Deutsche Unternehmen sind mit ihren Geschäften und den Standortbedingungen überwiegend zufrieden. Sie schätzen die gute Infrastruktur und zentrale Lage in Südostasien, die steuerlichen Anreize und Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen. Auch die Lebensqualität im Land des Lächelns wird gelobt. Japanische Firmen sind mit Abstand die größte Gruppe unter den ausländischen Investoren und sie stufen die zahlreichen Industrie-Cluster als positiv ein. Schließlich waren japanische Konzerne maßgeblich am Aufbau dieser Cluster beteiligt und haben sich dort eng mit Zulieferern verflochten.

EEC bietet Vorteile

Die Dienstleistungsmetropole Bangkok erwirtschaftet knapp die Hälfte des BIPs. Die meisten Industriebetriebe sind in einem besonderen Korridor, dem 13.260 qkm großen Eastern Economic Corridor (EEC) zu finden. Die Fläche des EEC ist zwar kleiner als die von Schleswig-Holstein, erzielt aber ein weiteres Fünftel des BIP Thailands.

Der EEC liegt südöstlich von Bangkok und ist zudem sehr gut an die Metropole angebunden. Auch seine internationalen Seehäfen Laem Chabang und Map Ta Phut werden stetig ausgebaut und die Flughäfen Suvarnabhumi und Don Mueang in Bangkok an kommende Bedarfe angepasst.

Europa

DEUTSCHLAND / AUSSENHANDEL: ORDERRÜCKGANG IN DER ELEKTRO- UND DIGITALINDUSTRIE VERLANGSAMT SICH

Der Auftragsrückgang in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie hat sich laut ihrem Branchenverband ZVEI im April verlangsamt. Als Grund wurde die steigende Nachfrage aus dem Ausland genannt. Im April verzeichnete die Branche mit minus 4,7% einen deutlich moderateren Rückgang bei den Auftragseingängen als im ersten Quartal dieses Jahres, wo sie um 13,2% zurückgingen.

Während die Inlandsorders im April um 13,8% zurückfielen, konnten die Aufträge von ausländischen Kunden im um 4% zulegen. Dabei gingen aus dem Euroraum 2 und aus Drittländern 5,3% mehr neue Bestellungen ein als ein Jahr zuvor.

In den zusammengenommenen ersten vier Monaten dieses Jahres lagen die Aufträge noch 11,3% unter Vorjahr. Hier nahmen die Bestellungen aus dem Inland um 14,5% ab.

EUROPA / AUSSENHANDEL: CHINESISCHE E-AUTOHERSTELLER ERHALTEN EINE SCHONFRIST BIS ZUM 4. JULI

Die EU-Kommission plant Importzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge (BEV). Eine Untersuchung habe vorläufig ergeben, dass staatliche chinesische Subventionen die EU-Hersteller von Elektrofahrzeugen in unfairer Weise benachteiligen. Die Kommission hat sich daher an die chinesischen Behörden gewandt, um diese Feststellungen zu erörtern und nach Möglichkeiten zu suchen, die festgestellten Probleme in einer WTO-konformen Weise zu lösen.

Sollten die Gespräche mit den chinesischen Behörden nicht zu einer wirksamen Lösung führen, würden diese vorläufigen Ausgleichszölle ab dem 4. Juli durch eine Sicherheitsleistung – in der vom Zoll in jedem Mitgliedstaat zu bestimmenden Form – eingeführt. Sie würden nur dann erhoben, wenn endgültige Zölle eingeführt werden.

BYD, Geely und SAIC, die direkt in der EU-Stichprobe untersucht wurden, werden mit neuen Zöllen von 17,4, 20 beziehungsweise 38,1% belegt. Alle anderen BEV-Hersteller in China, die bei der Untersuchung kooperierten aber nicht in die Stichprobe einbezogen wurden, müssen einen zusätzlichen Zoll von gewichtet im Schnitt 21% zahlen, so die Kommission. Alle anderen BEV-Produzenten aus der Volksrepublik, die nicht bei der EU-Untersuchung mitgewirkt haben, würden mit 38,1% Zoll belegt.

Laut Mitteilung aus Brüssel könnte der Hersteller Tesla in China „auf einen begründeten Antrag hin“ im Rahmen der endgültigen Untersuchung „einen individuell berechneten Zollsatz“ erhalten.

Europäische Automobilhersteller wie BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen sehen sich in China Preis- und Marktanteilsdruck durch heimische Hersteller wie BYD und Geely ausgesetzt, die ebenfalls Wachstumspläne in Europa haben.

Wie die EU weiter mitteilte, kann jedes andere in China produzierende Unternehmen, das nicht in die endgültige Stichprobe aufgenommen wurde und eine Untersuchung seiner besonderen Lage wünscht, unmittelbar nach der Einführung der endgültigen Maßnahmen – also 13 Monate nach der Einleitung – eine beschleunigte Überprüfung gemäß der Antisubventionsgrundverordnung beantragen. Die Frist für den Abschluss einer solchen Überprüfung betrage 9 Monate. Wie im gesetzlichen Verfahren vorgesehen, werden alle interessierten Parteien vor Einführung der Maßnahmen über die vorläufige Höhe der Zölle informiert, auch werde die Information auf der Webseite der EU-Kommission veröffentlicht.

Die in die Stichprobe einbezogenen Unternehmen wurden laut Mitteilung individuell über ihre eigenen Berechnungen informiert und können sich dazu äußern. Sollten eventuelle Stellungnahmen ausreichend Gegenindizien liefern, kann die Kommission ihre Berechnungen im Einklang mit EU-Recht revidieren.

„Ich bin gegen derart zollbasierte Politik“, sagte Bosch-Chef Stefan Hartung beim Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Dies könne zu einer Kettenreaktion führen, bei der sich die Kontrahenten gegenseitig mit immer höheren Zöllen belegen. „Was passiert dann am Ende? Der Welthandel wird behindert“, so Hartung, der seit Anfang 2022 Vorsitzender der Geschäftsführung des Stiftungskonzerns ist.

GRIECHENLAND / MASCHINENBAU: EU-GELDER FÖRDERN INVESTITIONEN

Die Bruttoanlageinvestitionen werden 2024 voraussichtlich um 7,5% steigen, so die Europäischen Kommission in ihrer Herbstprognose. Große Vorhaben gibt es unter anderem in der Gesundheitswirtschaft, der Baubranche und der Nahrungsmittelindustrie. Im Jahr 2023 lag der Anstieg der Investitionen mit nur 4% hinter den Erwartungen zurück.

Das ist auf die verspätete Auszahlung der EU-Fördermittel aufgrund der Parlamentswahlen im Sommer 2023 sowie auf bürokratische Hürden zurückzuführen, sagen Marktkenner.

Großzügige Finanzmittel aus den Töpfen der Europäischen Union fördern branchenübergreifend die Anschaffung von Maschinen, Geräten und Ausrüstung. Auch die griechische Regierung unterstützt Unternehmen bei der Modernisierung und dem Kauf neuer Maschinen. Bis 2025 sollen 600 Mio Euro aus dem EU-Aufbaufonds in die Renovierung und Modernisierung öffentlicher Krankenhäuser und Gesundheitszentren sowie in den Bau neuer Abteilungen und Labore fließen.

Die Fördergelder beleben auch die Baubranche: Etwa 107 Mio Euro stehen für die Modernisierung 23 regionaler Flughäfen bereit. Knapp 900 Mio Euro sind für den Bau von zwei Autobahnen geplant. Moderner und dadurch wettbewerbsfähiger soll auch die Agrar- und Lebensmittelbranche werden. Rund 520 Mio Euro aus dem EU-Aufbaufonds stehen für die ökologische Verarbeitung und die Verbesserung der Qualität der Produkte bereit.

Für die Infrastruktur, beispielsweise die Entwicklung von Mikrosatelliten oder die Nutzung von Weltraumtechnologien, stehen weitere 161 Mio Euro bereit. Etwa 200 Mio Euro kommen dem Bau und der Modernisierung von Bewässerungsnetzen, Dämmen und Wassertanks zugute. Aber auch unabhängig von den EU-Fördergeldern investieren multinationale Unternehmen, Logistikdienstleister sowie griechische und ausländische Kapitalfonds in den Bau neuer Logistikzentren. In den nächsten Jahren sollen Anlagen mit einer Gesamtfläche von 1,5 Mio qm gebaut werden.

Die geplanten Anschaffungen kommen ausländischen Lieferanten zugute. Deutsche Anbieter von Maschinen, Ausrüstung und Technologien können von den zahlreichen Projekten profitieren. Das Angebot heimischer Hersteller deckt die Nachfrage nur in bestimmten Sparten und bei speziellen Produkten ab, beispielsweise in der Lebensmittelindustrie, in der Landwirtschaft oder bei der Ausrüstung neuer Gebäude.

Vorrangig kauft Griechenland Maschinen aber aus China. 2023 lagen die griechischen Maschinenimporte aus der Volksrepublik bei 3,2 Mrd Euro, berichtet Eurostat. Deutschland liefert nur halb so viele Anlagen und folgt auf dem zweiten Platz, vor Italien. Die Maschinenimporte aus Deutschland legten im Jahr 2023 um 2,8% im Vorjahresvergleich zu. Die Einfuhren aus China gingen im gleichen Zeitraum um etwa 10% zurück. Insgesamt verzeichneten die Importe einen Rückgang von knapp 1%.

China ist größter Konkurrent 

Obwohl die deutschen Maschinenlieferungen steigen, hat die Bundesrepublik gemessen an den Gesamtimporten in den letzten Jahren Anteile auf dem griechischen Markt eingebüßt. Bei den Lieferungen von allgemeinen elektrischen Maschinen (SITC 77) hatten Deutschland und China noch im Jahr 2015 gleich hohe Anteile von rund 17% an den Gesamtimporten. 2019 verzeichnete die Volksrepublik einen kleinen Vorsprung von rund 2 Prozentpunkten. Im Jahr 2023 klaffte zwischen den beiden Ländern ein Abstand von etwa 25 Prozentpunkten. Der Anteil Chinas an den Importen von elektrischen Maschinen stieg auf 38%, während der Anteil Deutschlands auf knapp 12% fiel. Die Marke „Made in Germany“ steht zwar für Qualität und genießt ein hohes Ansehen, dennoch haben deutsche Produkte zunehmend Probleme sich in Griechenland durchzusetzen. Das liegt an den höheren Preisen sowie an der immer besser werdenden Qualität der Konkurrenz. In einem krisengeschüttelten Umfeld wenden sich Unternehmen eher günstigeren Lösungen zu.

Osteuropa und Zentralasien

UKRAINE / ZOLL: VERLÄNGERUNG DER HANDELSVORTEILE

Im Mai 2022 beschloss die EU unter anderem die Aussetzung von Einfuhrzöllen für ukrainische Waren. Nun verlängert sie die Aussetzung von Einfuhrzöllen und Kontingenten für ukrainische Ausfuhren in die Europäische Union um ein weiteres Jahr bis zum 5. Juni 2025.

Gleichzeitig enthält die Verordnung zwei Maßnahmen, die EU-Produzenten schützen sollen: Zum einen kann die Kommission wie bisher unter bestimmten Bedingungen Maßnahmen einführen. Zum anderen gibt es einen neuen Mechanismus, der die EU-Kommission verpflichtet, Kontingente wieder einzuführen, wenn bestimmte Einfuhrmengen erreicht sind. Letzteres gilt für Einfuhren von Geflügel, Eiern, Zucker, Hafer, Mais, Grobgries und Honig. Zudem werden die Einfuhren von Getreide stärker überwacht.

Die Handelserleichterungen umfassen die Aussetzung zum einen der Anwendung der Einfuhrpreisregelung auf Obst und Gemüse, sowie zum anderen von Zollkontingenten und Einfuhrzöllen auf landwirtschaftliche Erzeugnisse und landwirtschaftliche Verarbeitungserzeugnisse.

Der Beschluss ist dabei an folgende Bedingungen geknüpft:

  • Einhaltung der Ursprungsregeln von Produkten und der damit verbundenen Verfahren gemäß dem Assoziierungsabkommen
  • Verzicht der Ukraine auf die Einführung neuer Zölle oder Abgaben gleicher Wirkung und neuer mengenmäßiger Beschränkungen oder Maßnahmen gleicher Wirkung für Einfuhren mit Ursprung in der EU
  • Verzicht auf die Erhöhung bestehender Zölle oder Abgaben oder auf die Einführung sonstiger Beschränkungen, einschließlich diskriminierender interner Verwaltungsmaßnahmen – einzige Ausnahme: eindeutig im Kriegskontext gerechtfertigt
  • die Achtung der demokratischen Grundsätze, der Menschenrechte und Grundfreiheiten durch die Ukraine und die Achtung des Rechtsstaatsprinzips sowie fortgesetzte und anhaltende Bemühungen zur Bekämpfung von Korruption und rechtswidrigen Handlungen gemäß dem bestehenden Assoziierungsabkommen.

Kyjiws Rettungsleine

Die Handelsliberalisierungen haben sich positiv auf den Handel der Ukraine mit der EU ausgewirkt. Gemeinsam mit den Solidarity Lanes haben sie dafür gesorgt, dass die Handelsströme aus der Ukraine in die EU stabil geblieben sind – trotz der durch den Krieg verursachten Störungen und entgegen dem allgemeinen Trend eines starken Rückgangs des ukrainischen Handels insgesamt.

Neben der Stärkung von Wirtschaft und Handel berücksichtigen die Maßnahmen zusätzlich auch die bestehenden Bedenken der EU-Landwirte. Zu diesem Zweck enthalten die erneuerten Handelsliberalisierungen einen neuen Schutzmechanismus, um den Unionsmarkt erforderlichenfalls zu schützen.

USBEKISTAN / WIRTSCHAFT & POLITIK: WICHTIGE STAATSUNTERNEHMEN VERLIEREN IHRE EXKLUSIVRECHTE

Präsident Schawkat Mirsijojew unterzeichnete den Erlass „Maßnahmen zur weiteren Beschleunigung der Marktreformen und zur Harmonisierung der nationalen Gesetzgebung mit den Abkommen der Welthandelsorganisation“, mit dem mehreren staatlichen Unternehmen in Usbekistan exklusive Rechte entzogen werden, wie „Tashkent Times“ berichtet.

Ab dem 1. Januar 2025 entfällt das Recht von Uzmetkombinat, Schrott und Eisenmetallabfälle auf dem Gebiet Usbekistans zu beschaffen sowie das Recht von Uzvtortsvetmet, Schrott und Nichteisenmetallabfälle auf dem Gebiet der Republik zu beschaffen und auszuführen. Zudem verliert Uztrade die Erlaubnis, Lebensmittel wie Mehl und Weizen sowie Produkte von Kleinbetrieben, Privatunternehmern und landwirtschaftlichen Betrieben für den Export zu versenden, ohne eine Bankgarantie oder eine Versicherung für Exportverträge gegen politische und wirtschaftliche Risiken an Handelshäuser zu Konsignationsbedingungen zu stellen.

Ebenso verliert Uzkimyoimpex das alleinige Recht, chemische Produkte von Organisationen von Uzkimyosanoat zu exportieren sowie Ausrüstungen, Ersatzteile, Komponenten, Rohstoffe und Materialien für deren Produktionsbedarf einzuführen. Schließlich wird UzGasTrade ab dem 1. Juli 2026 nicht mehr der einzige Exporteur und der einzige Betreiber für die zentrale Einfuhr von Erdgas aus externen Quellen sein, und Uzenergosotish wird das Recht auf die zentrale Aus- und Einfuhr von Strom verlieren.

Auch Metallhändler betroffen

Ab dem 1. Januar 2025 wird ein Verfahren zur Genehmigung von Tätigkeiten für die Beschaffung, die Verarbeitung und den Verkauf von Schrott und Abfällen von Eisen- und Nichteisenmetallen sowie für den Groß- und Einzelhandel mit Erdgas und Strom eingeführt. Ab dem 1. Januar 2026 werden die Beschränkungen für den Export von Kupferkathoden und Kupferstäben, die an der Börse gekauft werden, aufgehoben.

Der Preisnachlass sowie der Zahlungsaufschub für Unternehmen gelten nicht für den Kaufpreis von Kupferkathoden und Kupferstäben, die auf Börsenauktionen für den Export erworben werden. Im Juli 2020 schlug das Antimonopolkomitee vor, das ausschließliche Recht von Uzmetkombinat zur Beschaffung von Schrott und Eisenmetallabfällen und von Uzvtortsvetmet für Nichteisenmetallen aufzuheben.

Naher Osten und mittlerer Osten

ISRAEL / KONJUNKTUR: „DAS WIRTSCHAFTSLEBEN LÄUFT RELATIV NORMAL“

Trotz des Gaza-Kriegs glaubt die AHK Israel an ein langfristiges Wachstum des israelischen Marktes. GTAI sprach mit Kammergeschäftsführer Michel Weinberg. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind eng. Weinberg, sieht gute Geschäftsaussichten für deutsche Exporteure auf dem israelischen Markt. Daran habe auch der Gaza-Krieg nichts Grundlegendes geändert.

GTAI: Herr Weinberg, Israel befindet sich seit mehr als sieben Monaten im Kriegszustand. Wie wirkt sich das auf das Wirtschaftsleben im Allgemeinen aus?

Weinberg: Das Wirtschaftsleben ist weitestgehend zur Normalität zurückgekehrt.

Trotz des Krieges?

Die Intensität der Kampfhandlungen hat ungefähr seit Jahresbeginn stark abgenommen. Daher konnten die allermeisten der 360.000 einberufenen Reservisten wieder entlassen werden. Für Unternehmen, die wegen der Mobilisierung an Personalmangel litten, bedeutete die Rückkehr der Arbeitskräfte eine große Entlastung.

Damit will ich nicht sagen, dass das Leben im Land sich völlig normalisiert hat. Aber die israelische Wirtschaft ist Krisen gewohnt, und sie ist resilient. Die Zentralbank Israels geht von einem Wirtschaftswachstum von 2% in diesem und 5% im nächsten Jahr aus.

Wenn der Konflikt sich denn nicht verschärft.

Den Vorbehalt „wenn nichts Unvorhergesehenes passiert“ müsste man jeder Prognose hinzufügen, in Israel wie auch anderswo. Eine Verschärfung des Krieges gilt nicht als sehr wahrscheinlich. Natürlich wollen wir alle, dass er bald endet. Eine ernsthafte Wirtschaftskrise wird aber nicht erwartet.

Und wie ist es um den deutsch-israelischen Handel bestellt?

Israels weltweite Wareneinfuhr ist im ersten Quartal 2024 – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – um 8,8% geschrumpft, die aus Deutschland um 7,3%. Dabei lässt es sich nicht mit Gewissheit sagen, inwieweit auch andere Faktoren bei diesem Rückgang eine Rolle gespielt haben.

Wie auch immer: Ich glaube nicht, dass das der Beginn einer negativen Trendwende ist. Vielmehr bin ich überzeugt, dass die Nachfrage des israelischen Marktes nach ausländischen, darunter auch deutschen Produkten, langfristig expandieren wird. Daher lautet unsere Empfehlung an deutsche Unternehmen, ihre Geschäftskontakte in Israel auszubauen beziehungsweise anzubahnen.

Tun die deutschen Unternehmen das auch?

Soweit ich das aufgrund von Anfragen, die uns erreichen, überblicken kann, ist das Interesse von Firmen, die bereits nach Israel exportieren, ungebrochen. Neulich hat uns ein deutscher Exporteur um Hilfe bei der Suche nach einem Mitarbeitenden gebeten. Die Firma will ihr Israel-Geschäft ausbauen und möchte nicht mehr von einem Importeur abhängen, der auch eine Reihe weiterer ausländischer Lieferanten vertritt.

Und was ist mit deutschen Exporteuren, die bisher noch nicht in Israel aktiv sind?

Hier ergibt sich ein gemischtes Bild. Individuelle Anfragen sind in den letzten Monaten seltener geworden. Es kann durchaus sein, dass manche Firmen allein schon bei der Vorstellung, in Israel herrsche Krieg, erst einmal abwarten wollen. Auf der anderen Seite sind jetzt schon mehrere Delegationsreisen nach Israel geplant. Deren Teilnehmer wollen kommen, sobald die Einreisewarnung aufgehoben wird.

Ich glaube, es kommt sehr darauf an, wie gut Unternehmen über die tatsächliche Situation unterrichtet sind. Die Kammer steht deutschen Firmen auch in dieser Hinsicht mit Informationen und Lageanalyse zur Verfügung. Es gibt ein weiteres positives Indiz: Deutsche Unternehmen, die eine Niederlassung in Israel haben, zogen ihr deutsches Personal nach Kriegsausbruch ab. Inzwischen haben die meisten Firmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber wieder hierher entsandt.

Welt

WELT / ROHSTOFFE: OPEC HÄLT AN PROGNOSEN FÜR ÖLNACHFRAGE FEST

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) hat ihre optimistischen Prognosen für das Wachstum der globalen Ölnachfrage beibehalten, nachdem sie einen Plan zur schrittweisen Rücknahme einiger ihrer Produktionskürzungen vorgelegt hatte. Das in Wien ansässige Kartell teilte in seinem Monatsbericht mit, dass es einen Anstieg der Ölnachfrage um 2,2 Mio bpd im Jahr 2024 und um 1,8 Mio bpd 2025 prognostiziert. Es bestätigte damit frühere Schätzungen. In der zweiten Jahreshälfte 2024 wird ein durchschnittliches Wachstum der Ölnachfrage von 2,3 Mio bpd erwartet.

Nach OPEC-Angaben werden Kerosin und Benzin während der sommerlichen Reisesaison in den OECD-Ländern voraussichtlich die Hauptnachfragetreiber sein. Außerhalb der OECD wird erwartet, dass China das Nachfragewachstum anführen wird, unterstützt durch eine Erholung des Flugverkehrs und Verbesserungen im verarbeitenden Gewerbe